BVB im Pech: Zweimal Pfosten gegen Leverkusen

Mit einer erneuten Enttäuschung vor eigenem Publikum verabschiedete sich Borussia Dortmund am dritten Advent in die Winterpause. Bei der 1:2 (0:1)-Niederlage gegen Bayer 04 Leverkusen kassierte ein allerdings deutlich ersatzgeschwächter BVB die zweite Heimniederlage der laufenden Saison und überwintert wie im Vorjahr nur auf dem neunten Platz. Dabei spielte die Borussia über Strecken gar nicht schlecht, hatte bei zwei Aluminiumtreffern zusätzlich Pech. 66.155 Zuschauer im Signal Iduna Park sahen einen BVB, der 20 gute Minuten hinlegte, aber von Beginn an keinen Kredit beim eigenen Publikum besaß. Die immer größer werdende Verunsicherung bescherte Voronin nach 23 Minuten die Chance zum 0:1. Leverkusen hätte zur Halbzeit sogar deutlicher führen können. Im zweiten Durchgang begannen die Borussen mit deutlich mehr Elan und einem zwingenderen Spielaufbau, trotz guter Chancen gelang der Ausgleich aber nicht. Für die Entscheidung sorgte Stefan Kießling in der 74. Minute, Martin Amedick konnte per Kopf noch auf 1:2 verkürzen (85.). Ausgangslage: Hertha BSC Berlin hatte am Samstag mit einem 1:0 gegen Eintracht Frankfurt vorgelegt und die beiden Mitkonkurrenten im Kampf um einen UEFA-Cup-Platz unter Zugzwang gesetzt. Sowohl der BVB als auch Leverkusen hätten gewinnen müssen, um den alten Zwei-Punkte-Abstand zu wahren. Borussia war als Neunter ins Spiel gegangen, die punktgleiche Werkself stand lediglich auf Grund der minimal besseren Tordifferenz auf Platz acht. Auch beim Blick auf Heim- und Auswärtsrangliste war es ein Duell auf Augenhöhe: Hier traf der Elfte auf den Elften. Personalien: Mit vier Znderungen gegenüber der 1:3-Niederlage vom vergangenen Wochenende in Schalke gingen die Gastgeber in die Partie: Für Brzenska (Bank), Valdez (verletzt), Frei und Tinga (beide gesperrt) kamen Wörns, Pienaar, Amoah und Kruska in die Mannschaft. Für Pienaar war es der erste Einsatz von Beginn an seit dem 20. Oktober, für Amoah sogar seit dem 6. Mai. Metzelder, der unter der Woche wegen Oberschenkelproblemen eine zweitägige Trainingspause einlegen musste, saß auf der Bank. Weiterhin fehlten die Langzeitverletzten Kehl und Ricken. Leverkusen musste dagegen lediglich Ramelow und Roque Junior verzichten und trat in der gleichen Formation an wie am Donnerstag beim 2:1-Sieg im UEFA-Pokal gegen Istanbul. Taktik: Ungeachtet des Ausfalls von zwei Stürmern hielt Trainer van Marwijk am 4-3-3-System fest: Pienaar bekleidete die Rechtsaußenposition (""Diese Rolle kenne ich aus meiner Zeit in Amsterdam""), Amoah übernahm den zentralen Part im Angriff, Smolarek attackierte von der linken Seite. Das Trio traf auf Babic, Haggui und Castro, so dass Juan meist freier Mann war in der Vierer-Abwehrkette von Bayer 04. Skibbe hatte seine Elf in einem 4-4-2-System aufgestellt, wobei Schneider (mit vielen offensiven Akzenten) und Rolfes zentral vor der Abwehr operierten. Sie hatten es mit Kringe und Sahin, der auf die rechte Halbposition im Dortmunder Mittelfeld versetzt worden war, zu tun. Kruska verteidigte wie gewohnt hinter diesem Duo und vor der eigenen Abwehr, die in der Besetzung Degen - Amedick - Wörns - Dede auflief. Dabei hatten es Degen und Dede mit Leverkusens offensiven Außen Athirson und Freier zu tun, Wörns heftete sich an Voronins Fersen und Amedick traf dann direkt auf Barbarez, wenn der Ex-Borusse als zweiter Stürmer in die Spitze aufrückte. Häufig aber war Barbarez als Ideengeber im offensiven Mittelfeld Leverkusens anzutreffen. Spielverlauf & Analyse: Endlich einmal kein Gegner mit einer ""Mauertaktik"", mochte der neutrale Beobachter denken. Der BVB fand gegen Bayer Leverkusen durchaus ansehnlich ins Spiel und hatte in den ersten 20 Minuten einige gelungene Aktionen. Die erste echte Chance erspielten sich die Borussen in der 13. Minute: Nach einem lange Pass von Marc Kruska setzte sich Florian Kringe energisch über links durch und flankte in den Strafraum. Doch Bayer-Keeper Hans-Jörg Butt konnte den Schuss von Steven Pienaar im Strafraum so eben noch entschärfen. Auch beim Versuch von Martin Amedick fehlte nicht viel, sein Kopfball nach Flanke von Kringe ging nur knapp am Tor vorbei (21.) Doch mit fortlaufender Spieldauer fanden die Gäste vom Rhein besser in die Partie. Mit schnellen Kombinationen brachten sie die Dortmunder Defensive immer wieder in Bedrängnis. Aufatmen konnten die Borussen noch in der 16. Minute: Nach einem Pass von Gonzalo Castro unterschätzte Kapitän Wörns den Ball, Voronin versenkte den Ball. Doch Schiedsrichter Dr. Markus Merk erkannte den Treffer wegen einer Abseitsstellung des Ukrainers nicht an. Zu Recht, wie die TV-Bilder belegten. Auch beim Gegentreffer machte Dortmunds Kapitän keine glückliche Figur: Barbarez schickte Paul Freier steil über die rechte Leverkusener Seite, der tanzte Wörns im Strafraum aus und flankte in die Mitte. Roman Wiedenfeller und Martin Amedick kamen zu spät, Andrej Voronin schob völlig unbedrängt ins verlassene Dortmunder Tor ein - 1:0 für die Werkself (24.), der fünfte Saisontreffer des Ukrainers. Und hätte sich Voronin ein wenig mehr konzentriert, hätte er nur drei Minuten später nachlegen können: Wieder war es Freier, der sich im Dortmunder Strafraum durchsetzte und zu Simon Rolfes passte. Dieser leitete den Ball zu Voronin weiter, doch dem Ukrainer gelang das Kunststück, den Ball aus knapp zehn Metern über das leere Tor zu schießen (27.). Dass die Leverkusener Großmeister im Ausgelassen von Großchancen sind (Zweiter Platz hinter dem FC Schalke), wurde auch in der 38. Minute bestätigt: Diesmal war es Freier, der den Ball aus wenigen Metern verzog. Zuvor hatte Weidenfeller noch mit einem guten Reflex gegen Schneider klären können. Der BVB schien nun endgültig und vollkommen verunsichert, zumal auch von den Rängen nur wenig Unterstützung entgegenschlug. ""Wir wollen euch kämpfen sehen"", hatten die Fans schon kurz nach Anpfiff der Partie skandiert, als der Ball noch keine ganze Minute über den grünen Rasen des SIGNAL IDUNA PARK gerollt war. Nach den Gegentreffern war keine konstruktive Linie im Spielaufbau zu sehen, Pässe landeten oft beim Gegner oder im Niemandsland. Zur Halbzeit versuchte Bert van Marwijk dem Spiel neue Impulse zu verleihen. Für Nuri Sahin lief Sebastian Tyrala aufs Feld, Steven Pienaar rückte nun ins Mittefeld. Dem Dortmunder Spiel tat die taktische Umstellung durchaus gut und auch den Vorwurf, nicht zu kämpfen, entkräfteten die Borussen nach Wiederanpfiff. Unter den Spottgängen der eigenen Fans gingen die Schwarzgelben nun energischer in die Zweikämpfe und fanden zu einer konstruktiven spielerischen Linie zurück. Zahlreiche Chancen ergaben sich, sowohl Kringe (56.) als auch Wörns (57.) scheiterten nur knapp. Eben jener Florian Kringe blieb auffälligster Borusse und hatte wenig später die bis dato beste Chance: Mit einem wuchtigen Schuss (100 Stundenkilometer) hielt er aus kurzer Distanz aufs Leverkusener Tor, Hans-Jörg Butt konnte den Ball mit einem super Reflex in letzter Sekunde aus dem Winkel holen und ins Aus lenken. In diese aufkeimende Dortmunder Spielkultur fiel wie aus heiterem Himmel der zweite Leverkusener Treffer an diesem Abend, der erste Angriff der Werkself im zweiten Durchgang: Christian Wörns klärte per Kopf gegen den eigenwechselten Stefan Kießling, doch Amedick erreichte den Ball nicht mehr, und Sergej Barbarez setzte Kießling erneut in Szene. Diese Chance ließ sich der Nachwuchsstürmer nicht nehmen, unhaltbar für Weidenfeller schoss er den Ball ins Dortmunder Tor - 2:0 für die Gäste (74.). Ein Treffer, der den Verlauf der zweiten Hälfte völlig auf den Kopf stellte. Doch der BVB ließ sich nicht schocken, nachdem Kringe in der 77. Minute schon nur die Latte getroffen hatte, verkürzte Martin Amedick nach einer Ecke per Kopf auf 1:2 (85.) - der zweite Treffer des Innenverteidigers in dieser Saison. Amedick war nach der Einwechslung von Christoph Metzelder für Mathew Amoah (81.) in den Sturm gerückt war. In der Schlussphase hatte der BVB dann auch noch Pech, als erneut Amedick nur den Pfosten traf. Wenig später war Schluss, Schiedsrichter Markus Merk beendete die Partie. Ausblick: Nach zwei Trainingseinheiten am Montag (16 Uhr) und Dienstag (10 Uhr) verabschiedet sich die Mannschaft in den Weihnachtsurlaub. Trainingsauftakt im neuen Jahr ist voraussichtlich am 4. Januar. Das nächste Heimspiel findet am 26. Januar 2007 gegen Bayern München statt. Es ist bereits mit 80.708 Besuchern bis auf den letzten Platz ausverkauft.