´Mit Klopp, Zorc und Ricken in die Zukunft´

Borussia Dortmund plant die Zukunft über 2010 hinaus mit Trainer Jürgen Klopp, Sportmanager Michael Zorc und Nachwuchs-Koordinator Lars Ricken. Das erklärte Hans-Joachim Watzke, der Vorsitzende der Geschäftsführung, in einem Interview mit der Westfälischen Rundschau. 26 Punkte auf der Habenseite, zwei Niederlagen, ein Platz in der oberen Tabellenhälfte: Entspricht diese Bilanz vor dem Hinrunden-Finale gegen Mönchengladbach Ihren Vorstellungen? [B]Hans-Joachim Watzke:[/B] Eindeutig ja. Dass uns der ein oder andere Sieg wie gegen Bochum und Hannover noch gut getan hätte, ist keine Frage. Extrem positiv sehe ich die Entwicklung des Defensiv-Verhaltens der Mannschaft. Im Vorjahr wurden wir noch als Schießbude der Bundesliga verlacht. Jürgen Klopp hat es richtig formuliert: ""Wir sind schwer zu schlagen."" Drei Punkte gegen Gladbach wären die Krönung. Fehlt Borussia vielleicht noch ein Stück individuelle Klasse, um ein ernsthafter Kandidat für die Liga-Top-Plätze zu werden? [B]Watzke:[/B] Wir haben uns dazu bekannt, den Kurs der wirtschaftlichen Vernunft nicht zu verlassen. Alle Vereine, mit denen wir uns bis 2011 auf Augenhöhe begegnen wollen, verbuchen internationale Einnahmen. Uns trennen acht bis zehn Millionen Euro im Jahr, die diese Clubs mehr als wir in ihr Budget stecken können. Dafür braucht man als Initialzündung das internationale Geschäft. Wir sind gegen Udinese Calcio extrem unglücklich ausgeschieden, die anderen kassieren weiter. Demnach muss der BVB auf spektakuläre Transfers verzichten. Oder gibt es vielleicht irgendwo einen steinreichen Onkel? [B]Watzke:[/B] Die Alternative wäre in der Tat, wir würden uns, was leicht möglich wäre, von einem Sponsor 20 Millionen Euro geben lassen und bei wirtschaftlich vollem Risiko in eine ungewisse sportliche Zukunft gehen. Das wollen wir nicht. Deshalb haben wir derzeit eine etwas schmale Basis, um unter die ersten fünf oder sechs zu kommen. Aber wir müssen unserer Philosophie treu bleiben und auf junge Spieler sowie Kontinuität setzen. Dazu brauchen wir Geduld und langen Atem. Die Konkurrenz wird immer größer. Jetzt streben auch noch Hoffenheim und Wolfsburg nach Europa... [B]Watzke:[/B] Die Wettbewerbssituation hat sich seit meinem Amtsantritt dramatisch verändert. Damals gab es kein Hoffenheim und keinen so ambitionierten VfL Wolfsburg. Und Bayer Leverkusen hatte vor vier Jahren erhebliche Probleme. Es ist zu befürchten, dass künftig Traditionsklubs wie der HSV, Schalke, Borussia Dortmund, Bremen, Stuttgart und Hertha BSC hinter dem FC Bayern und eben diesen Vereinen, bei denen das Geld keine tragende Rolle spielt, um einen freien Europacup-Platz streiten. Wir müssen versuchen, es mit Kreativität, Leidenschaft und Emotion einen Tick besser zu machen. Dabei bauen Sie auf Jürgen Klopp. Was unterscheidet ihn von anderen Trainern? [B]Watzke:[/B] Er ist sehr mutig. Bei vielen Klubs gibt es die Tendenz, dass der Trainer versucht, sich zu verselbstständigen und in einem Beiboot Platz zu nehmen. Bei uns sitzen alle Entscheidungsträger in einem Boot, auch der Trainer. Jürgen Klopp identifiziert sich in einem unglaublichen Maße mit dem Klub und den handelnden Personen. Hand aufs Herz: War es ein Fehler, Mladen Petric an den HSV zu verkaufen? [B]Watzke:[/B] Nein. Wir haben vor dieser Saison sehr viel investiert. Ein Klub, der keine internationalen Einnahmen erzielt, benötigt Transfererlöse - oder er muss sich verschulden. Dazu hatte Petric ein Angebot, das wir ihm in ähnlicher Form nicht darstellen konnten, ohne unsere komplette Gehaltsstruktur aufgeben zu müssen. Aber hat der Verein mit Petric nicht auch sportliche Substanz veräußert? [B]Watzke:[/B] Ich teile nach wie vor die Einschätzung unserer sportlichen Leitung, dass Alex Frei und Mladen Petric nicht zusammenpassen. Die Alternative wäre eine Trennung von Frei gewesen, aber Alex genießt bei uns und den Fans hohe Wertschätzung. Er hatte auch im Gegensatz zu Petric nie die Absicht geäußert, Borussia verlassen zu wollen. Und dann hat der HSV noch 7,3 Millionen Euro gezahlt. Michael Zorc hat die Rolle des ""Prügelknaben"" an andere Manager-Kollegen abgetreten. Sie haben trotz heftiger Kritik an Zorc festgehalten. Verspüren Sie heute Genugtuung? [B]Watzke:[/B] Ich hatte nie Zweifel an Zorc, weil ich weiß, wie akribisch er arbeitet. Michael hat schon in der Zeit vor Klopp gute Transfers getätigt, auch in die andere Richtung. Wie Odonkor, Pienaar oder Petric. Er hat Alex Frei oder Mats Hummels verpflichtet und für relativ kleines Geld Kuba Blaszczykowski geholt, der jetzt mit einem deutlich höheren Marktwert gehandelt wird. Ich freue mich, dass seine Leistungen die Anerkennung finden, die er verdient. Sie haben mit der Entscheidung überrascht, Lars Ricken als Nachwuchs-Koordinator zu installieren. Was erwarten Sie von ihm? [B]Watzke:[/B] Lars lebt Identifikation mit Borussia Dortmund vor. Das braucht man in einer solchen Funktion genau so wie strategisches Denken. Dazu überzeugt er mit seiner Vita gerade 14- und 15-Jährige, die über einen Wechsel zum BVB nachdenken. Wir wollen uns künftig zu einer absoluten Elite-Ausbildung bekennen. Entscheidend ist, dass wir der Profi-Abteilung Talente zuführen, die leistungsmäßig hohen Bundesliga-Ansprüchen genügen. Klopp, Zorc, Ricken - soll dieses Dreigestirn Borussias Zukunft gestalten? [B]Watzke:[/B] Das ist mein Wille und mein Wunsch. Ich glaube, dass diese Konstellation hervorragend passt. Wir brauchen Kontinuität auf diesen Positionen. Weil ich weiß, dass sich alle drei mit Borussia identifizieren, müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir es nicht schaffen, sie langfristig einzubinden. Und Ihre Wünsche für das BVB-Jubiläumsjahr? [B]Watzke:[/B] Wir wollen - das ist die einfachste Aufgabe - der Tffentlichkeit zeigen, welch toller Klub Borussia Dortmund ist. Dazu streben wir auch ohne große Transfers eine sportliche Weiterentwicklung an und möchten den Leuten wie schon im zweiten Halbjahr 2008 das Gefühl vermitteln: Es macht Spaß, in den Signal Iduna Park zu gehen. Hier wirst du gut unterhalten. [I]Quelle: Westfälische Rundschau Interview: Wilfried Wittke[/I]