Nichts wie weg

[B]Zwei Drittel der 18 Bundesliga-Eliteklubs schlagen zur Rückrunden-Vorbereitung ihr Trainingslager in Spanien (9) oder Portugal (3) auf. Drei Klubs düsen in die Türkei, zwei nach Dubai. Nur Schalke 04 bleibt, wie schon in den vergangenen Jahren, zu Hause.[/B] Als letzter Verein hat nun auch der VfB Stuttgart eine Entscheidung getroffen, wo es hingehen soll im Winter-Trainingslager. Lange waren sich die Schwaben unschlüssig: Gran Canaria oder Dubai? Am Freitag fiel dann die Entscheidung, nachdem Sportmanager Herbert Briem die Trtlichkeiten für gut befunden und Testspielgegner gefunden hatte. So kommt es, dass Trainer Giovanni Trapattoni seine Spieler übermorgen am Trainingszentrum in Stuttgart zum Auftakttraining begrüßen wird, um einen Tag später bereits an den Persischen Golf aufzubrechen und dort elf Tage lang zu bleiben. Temperaturen um die 30 Grad können im Januar in Dubai, wo die Schwaben bereits 1998 zu Gast waren und ihre Freizeit gern auch mal mit Kamelreiten verbrachten, durchaus erreicht werden. Zum testen tritt der VfB unter anderem auch gegen das Team von Al Ahly Dubai an, das von Winfried Schäfer trainiert wird. Ganz in der Nähe logiert fast zeitgleich (und bereits zum dritten Mal) Meister Bayern München, der auch einen politisch brisanten Abstecher in den Iran plant, um dort bei Persepolis Teheran, dem Ex-Klub von Mittelfeldspieler Ali Karimi, anzutreten. Während die früher vom Hamburger SV, Bayer Leverkusen und Hertha BSC gerne angeflogenen Kanarischen Inseln ebenso wie der US-Sonnenstaat Florida inzwischen völlig links liegen gelassen werden und die preisgünstigere Türkei nicht mehr erste Adresse bei den meisten Erstligisten ist, hat sich das spanische Festland zum Renner entwickelt (siehe Karte). Die Klubs, die sich die Trips in die Sonne zwischen 30 000 und 70 000 Euro kosten lassen, goutieren das angenehme Klima, schöne Strände, viel Sonne und Fünf-Sterne-Hotels mit hervorragender Gastronomie. [B]Kurze Wege sind wichtig[/B] Vor dem Liga-Stress verbinden Trainer und Manager für ihre Angestellten das Angenehme mit dem Nützlichen: Intensives Training, meist dreimal am Tag, aber auch angenehme Gesprächsatmosphäre fern der Heimat, sowohl, was Vertragsverlängerungen als auch taktische Neuerungen oder persönliche Probleme angeht. Neben einem perfekten Rasenplatz legen die Trainer vor allem Wert auf kurze Wege zwischen Herberge und Trainingsstätte, einen gut ausgestatteten Kraftraum und adäquate Testspielgegner, möglichst aber nicht aus der Bundesliga. Nur die Profis des FC Schalke 04 kommen nicht in den Genuss, es in südlichen Gefilden wärmer anzutreffen als im winterlichen Deutschland: Der Vizemeister bleibt wieder zu Hause und hat vor der eigenen Haustür ja auch genug zu kehren. Am 15. Januar treten die Schalker zudem zum Blitzturnier im Bochumer Ruhrstadion mit dem Gastgeber VfL und Borussia Dortmund an: ""Da wir nicht ins Trainingslager fliegen, ist es eine schöne Gelegenheit, uns zu präsentieren"", sagt Teammanager Andreas Müller. Fragt sich nur, mit welchem Trainer? Die kürzeste Winterpause wird ausgerechnet den Spielern gewährt, deren Vereine am meisten gefährdet sind. Tabellen-Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern, der MSV Duisburg mit seinem neuen Chefcoach Jürgen Kohler und die noch trainerlosen Profis des 1. FC Köln müssen gemeinsam mit ihren Kollegen aus Nürnberg und Frankfurt schon heute ran. Die Eintracht gar pünktlich um 9.30 Uhr. Felix Magath bittet seine Bayern-Stars am 4. Januar zur Arbeit. Auch bei Werder Bremen, Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen wird dann wieder zur Pflicht gerufen. Jürgen Klopp gewährt den Profis von Mainz 05 bis zum 5. Januar die längsten Winterferien. Zwei Tage zuvor startet der Tabellen-Zweite Hamburger SV. Am gleichen Tag beginnt auch Hertha BSC, Hannover 96, Arminia Bielefeld sowie der VfB Stuttgart und VfL Wolfsburg mit dem Training. [B]Zwischen 17 und 21 Grad[/B] Die neun Klubs, die Richtung Spanien reisen, werden es voraussichtlich kühler vorfinden als die Portugal-Reisenden. In Marbella, wo es Hertha BSC, Bayer Leverkusen und den 1. FC Nürnberg hinzieht, gibt es laut Vorhersage Höchsttemperaturen von bis zu 17 Grad. In den türkischen Orten Belek und Kemer, wo Bremen, Dortmund und Duisburg logieren werden, sind täglich fünf Sonnenstunden bei acht bis 15 Grad prognostiziert. Für die portugiesische Algarve werden immerhin sogar bis zu 21 Grad vorhergesagt. Eintracht Frankfurt zieht es, wie im vergangenen Jahr, nach Vale do Lobo, nur rund 20 Fahrminuten vom Flughafen Faro entfernt. Dort treffen sich in der Regel keine Fußballprofis, sondern gut situierte Golfspieler, die für den Erwerb eines Ferienhauses in der mondänen Siedlung, durch die eine Einbahnstraße hinein und schnell auch wieder hinaus führt, leicht über eine Million Euro hinlegen müssen. Nicht weit von Vale do Lobo, in Vale do Garrao, logiert Mainz 05 an einem geschichtsträchtigen Ort. Im Hotel Ria Park erklärte Ex-DFB-Teamchef Rudi Völler in der Nacht zum 24. Juni 2004 dem verdutzten DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder seinen Rücktritt. Unmittelbar gegenüber des Vier-Sterne-Hotels liegt ein akribisch gepflegter Trainingsplatz, der allerdings der deutschen Fußball-Nationalmannschaft seinerzeit ebenso wenig Glück brachte wie im vergangenen Januar dem späteren Absteiger SC Freiburg, der sich dort erfolglos auf die Rückrunde vorbereitete. Auf die Erfahrungen, wie sie 1860 München vor zwei Jahren machte, möchten alle sonnenhungrigen Fußballprofis nur allzu gern verzichten: Nach der Ankunft im Kemal Bay Ressort von Alanya hatte sich die Klimaanlage des Hotels zwei Tage lang nicht abschalten lassen: Es war bitterkalt in den Zimmern und nur Zeugwart Wolfgang Fendt zu verdanken, dass nicht auch die Stimmung unter Null absackte: Er hatte Thermojacken, Mützen und Handschuhe mitgenommen. ""Das letzte Mal"", klagte Stürmer Markus Schroth damals, ""habe ich im Biwak bei der Bundeswehr so gefroren."" Schroth, inzwischen in Nürnberg unter Vertrag, konnte auch das geplante heiße Vollbad keine Abhilfe verschaffen: Es kam nur braune Brühe aus dem Wasserhahn.