Keine Ausländer - aber Quotendeutsche

"Es ist gerade ein gutes Jahr her, da Werner Hackmann, der Präsident des Ligaverbandes und Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Fußball-Liga, vehement für eine Reduzierung des Ausländeranteils in den Bundesligaklubs gekämpft hat. Und so kam es denn auch beim Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Oktober 2004 in Osnabrück. Während für Profis aus europäischen Ländern weiter keine Grenzen gelten sollten, wurde dort der Beschluß gefaßt, das zulässige Kontingent an Spielern aus nichteuropäischen Verbänden auf vier in dieser Saison und drei von der Saison 2006/07 an zu verringern. Der Applaus kam noch unter dem Eindruck des schwachen deutschen Abschneidens bei der Europameisterschaft 2004 von fast allen Seiten. [B]""Local Player-Quote[/B] Kommando zurück: Inzwischen gelten andere Spielregeln. Am 21. Dezember beschloß die Ligavollversammlung in Frankfurt mit 34 Stimmen bei zwei Enthaltungen, jegliche Ausländerbeschränkungen fallenzulassen und dafür mit Beginn der kommenden Spielzeit die von da an auch in den Wettbewerben der Europäischen Fußball-Union (Uefa) geltende ""Local Player""-Regelung in Kraft zu setzen. Demnach müssen in allen 36 Vereinen der Ersten und Zweiten Bundesliga in der Spielzeit 2006/07 mindestens vier Aktive zwischen 15 und 21 Jahren unter Vertrag stehen, die in einem deutschen Klub ausgebildet worden sind. Von diesen Jungprofis müssen zwei Spieler drei Spielzeiten für ihren jeweiligen Klub absolviert haben. Diese ""Local Player""-Quote erhöht sich in der Saison 2007/08 auf die Formel ""drei plus drei"" und wird in der Endausbaustufe 2008/09 auf ""vier plus vier"" gesteigert. Zudem gilt weiter die alte Maßgabe, daß zu einem Bundesliga-Kader mindestens zwölf deutsche Profis gehören müssen. ""Der deutsche Spieler wird definitiv gestärkt und nicht geschwächt"", beurteilt Wolfgang Holzhäuser, der Vizepräsident des Ligaverbandes und Geschäftsführer der Fußball-GmbH von Bayer Leverkusen, die neue Rechtslage. Daß die Regularien neu gefaßt worden seien, stärke ""die Rechtssicherheit der Vereine. In Europa müssen in allen Wettbewerben die gleichen Regeln gelten."" [B]Mehr Rechtssicherheit?[/B] Daß die europäische Rechtslage für eine völlige Tffnung der Begrenzungen genug Indizien hergebe, sagt Holzhäuser unter Verweis auf eine Reihe von Gutachten ebenfalls. Im Jahr 2005 hatte der russische Profi Igor Simutenkow (damals bei CD Teneriffa beschäftigt) vor dem Europäischen Gerichtshof mit Erfolg gegen die spanische Regelung geklagt, nach der nur eine begrenzte Zahl von Fußball-Arbeitnehmern aus Ländern jenseits der Europäischen Union pro Spiel hätten eingesetzt werden dürfen. Außerdem gibt es eine Fülle von Abkommen zwischen EU-Staaten und außereuropäischen Ländern, die im Sinne von grenzenloser Freizügigkeit für Arbeitnehmer interpretiert werden können. Während Holzhäuser die Verbesserung der Situation damit kennzeichnet, daß demnächst mehr Rechtssicherheit und weniger Wirrwarr in den Wettbewerben herrsche (vier Nichteuropäer dürfen derzeit in der Bundesliga eingesetzt werden, nur drei im DFB-Pokal), und dazu qualitativ weiter verbesserte Nachwuchszentren vor Augen hat, widerspricht Heribert Bruchhagen der jetzt gefundenen Lösung. [B]""DFL nur ein Erfüllungsgehilfe""[/B] Der Vorstandsvorsitzende der Bundesliga-AG von Eintracht Frankfurt glaubt, daß der Wegfall aller Ausländerbegrenzungen nur den ""international aufgestellten"" Vereinen nütze. Der Westfale, im Oktober 2004 noch Geschäftsführer Spielbetrieb der DFL, argumentiert in dieser Frage jedoch reichlich populistisch: ""Die Bundesliga wird nur noch vom Gedankengut von Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München) getragen. Die DFL ist nur ein Erfüllungsgehilfe für ihn."" Hackmann, der oberste Liga-Repräsentant, gefalle sich längst darin, ""immer trendy zu sein, das ist das Vorrecht des Herrn Hackmann"". Für Bruchhagen wird eine neue Diskussion über den Wegfall aller Ausländerbeschränkungen spätestens in dem Moment einsetzen, wenn die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft dieses Jahres ihre Mindestziele verfehlen sollte. ""Dann ist das Geschrei in die umgekehrte Richtung groß."" Gelassenheit in der Ausländerfrage bewies am Donnerstag Uli Hoeneß, der Manager des deutschen Meisters Bayern München. Er wies am Tag seines 54. Geburtstags dezent auf folgendes hin: ""Entscheidend ist, daß wir in Deutschland eine gute Jugendarbeit machen. Ein guter Deutscher setzt sich immer durch."""