In einem echten Pokalkrimi sorgte Drittligist Kickers Offenbach gegen Borussia Dortmund für eine faustdicke Überraschung und sorgte für das Aus des großen Favoriten nach Elfmeterschießen. Der Bundesligist war dabei über weite Strecken optisch klar überlegen, fand jedoch nur selten ein geeignetes Mittel gegen äußerst engagierte und vor allem in der Defensive überzeugende Kickers, die nun weiter im Pokal für Furore sorgen können.
OFC-Coach Wolfgang Wolf musste im Vergleich zum 2:1-Heimsieg gegen Babelsberg auf seinen besten Vorlagengeber Berger (sieben Assists, zwei Tore, Haarriss im linken Knöchel) verzichten. Außerdem rotierten Stadel und Mesic aus der Anfangself heraus. Husterer, Feldhahn und Hesse erhielten daher eine Bewährungschance. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp tauschte nach dem 1:1-Remis gegen Hoffenheim ebenfalls dreimal: da Silva, Götze und Lewandowski ersetzten Bender (muskuläre Probleme), Blaszczykowski (Verdacht auf einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich) und Großkreutz.
" "Von Beginn an entwickelte sich eine rasante Partie zweier ebenbürtiger Mannschaften, bei denen sicherlich kein Zwei-Klassen-Unterschied zu erkennen war. Es war viel Tempo drin, die Zweikämpfe ließen ebenso nichts zu wünschen übrig. Nur die Torchancen waren lange Zeit nicht zu sehen. Der BVB war zwar optisch feldüberlegen und hatte dank seiner variablen und sehr lauffreudigen Spielweise klare Vorteile, nur war zunächst am gegnerischen Sechzehner stets Endstation.
Der OFC hingegen war um eine stabile Defensive bemüht, setzte aber über schnelle Konter immer wieder Nadelstiche. So war die erste Halbchance auch dem Drittligisten vorbehalten (da Silva, 5.). Danach legten die Westfalen jedoch noch eine Schippe drauf und setzten sich folgerichtig in der gegnerischen Hälfte fest. Erste Einschussgelegenheiten ließen nicht lange auf sich warten, nur konnten Lewandowski (20.), Piszczek (23.) und Barrios (24.) diese nicht in Tore ummünzen. Nach 25 Minuten wäre das Konzept von OFC-Coach Wolfgang Wolf fast aufgegangen: Teixeira probierte es einfach mal aus knapp 30 Metern. Weidenfeller lenkte den präzisen Schuss allerdings noch mit den Fingerspitzen an die Latte.
Am Spielverlauf änderte sich dadurch nichts. Der BVB blieb weiter am Drücker, konnte sich aber gegen engagierte und bestens eingestellte Offenbacher nicht entscheidend durchsetzen. Es war ein Geduldsspiel aus Sicht des Favoriten, während der OFC vor allem in der Defensive überzeugte. Kurz vor dem Pausenpfiff sorgte Barrios wieder für Wirbel. Der paraguayische Nationalspieler scheiterte jedoch zuerst an Teixeira, der kurz vor der Linie rettete (39.), und vergab dann gegen Wulnikowski (43.), sodass es torlos in die Kabinen ging.
Personell unverändert ging es nach dem Seitenwechsel weiter, dafür mit mutigeren Kickers, die zugleich die ersten Akzente durch da Costa (48.) und Feldhahn (49.) setzten. Die Borussia strahlte fortan nicht mehr so viel Dominanz aus, wie noch in Hälfte eins. Dennoch hatte der BVB weiterhin mehr Spielanteile, sorgte aber bis auf einen Fernschuss von Subotic, der zu hoch angesetzt war (67.), kaum für Gefahr. Klopp reagierte und brachte Großkreutz für Kagawa.
Wirklich besser wurde es nicht, der BVB konnte aus seiner optischen Überlegenheit kein Kapital schlagen. Vor allem der letzte Pass kam bei den Gästen nicht an, auch weil der OFC unermüdlich durch taktische Disziplin glänzte und die Räume stets zustellte. Zudem vernachlässigte der Bundesligist das eigene Flügelspiel, was der gegnerischen Defensive die Arbeit durchaus erleichterte. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit musste Occean, in der Liga mit neun Toren gefährlichster Angreifer der Kickers, wegen einer Verletzung am linken Oberschenkel durch Rathgeber ersetzt werden (84.).
Der OFC zwang Dortmund in die Verlängerung, auch weil Wulnikowski mit teils erstklassigen Paraden gegen Lewandowski (90.) und den mittlerweile eingewechselten Le Tallec (90.+2) seinen Kasten sauber hielt. In dieser blieb es zunächst ruhig, beide Teams mussten der hohen Intensität Tribut zollen. Vermehrt wurden Fehlpässe fabriziert, sodass klare Torraumszenen hüben wie drüben nicht zu sehen waren. Erst in der 116. Minute sorgte Barrios wieder für Gefahr, doch Wulnikowski parierte und sorgte so dafür, dass die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen musste.
Zunächst hatte es den Anschein, als würde die Überraschung ausbleiben, denn Weidenfeller parierte gleich den ersten Elfmeter von Haas, doch dann rückte erneut Wulnikowski ins Rampenlicht und hielt sowohl gegen Barrios als auch gegen Lewandowski und führte damit seine Farben ins Viertelfinale.
Am kommenden Drittliga-Spieltag müssen die Kickers samstags bei Wacker Burghausen antreten. Tags darauf tritt Dortmund zum Spitzenspiel der Bundesliga in Mainz an, Anstoß ist um 15.30 Uhr. Die Auslosung fürs Viertelfinale im DFB-Pokal geht ebenfalls am Sonntag über die Bühne.
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