Rosicky bleibt beim BVB

Der Weg von der Umkleidekabine bis zum Mannschaftsbus betrug nur 50 Meter, doch Tomas Rosicky benötigte dafür eine Viertelstunde. Der abwanderungswillige Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund erfüllte nach der Freundschaftspartie beim westfälischen Oberligaverein SV Lippstadt (3:0) am Dienstagabend jeden Autogrammwunsch. Er nahm sich Zeit für die BVB-Fans, wohl in der Hoffnung, auf diese Art nach fünf Jahren in Dortmund Abschied nehmen zu können. Zu diesem Zeitpunkt glaubte der 25jährige Tscheche noch an die Chance, zu seinem Wunschverein Atletico Madrid wechseln zu können. Doch einen Tag später lief die Frist, die BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Spaniern für ein erhöhtes Gebot eingeräumt hatte, ergebnislos ab. ""Es ist das eingetreten, was ich sowieso prognostiziert habe"", sagte Watzke: ""Atletico-Generalmanager Miguel Angel Gil hat sich bei uns nicht mehr gemeldet. Damit ist klar, daß Tomas bei uns bleiben wird."" Die Spanier hatten vor einer Woche eine Ablöse von 9,5 Millionen Euro geboten, Watzke hatte mindestens 13 Millionen gefordert - soviel wollte Atletico offenbar nicht zahlen. Was sich zunächst wie ein ganz normaler Vorgang im Profifußball ausnimmt, entwickelt sich für Rosicky zu einer persönlichen Tragödie. Zum wiederholten Male hatte der Nationalspieler angekündigt, den BVB verlassen zu wollen: ""Ich habe immer gesagt, daß ich gern in Spanien spielen will. Atletico ist ein Superverein."" Zum wiederholten Male zerschlugen sich seine Wechselabsichten. Nun wird immer deutlicher, daß Rosicky von seinem Manager Pavel Paska, der das Interesse an Atletico öffentlich gemacht hatte, schlecht beraten wird. Allein durch die Ankündigungen hat der Ruf seines Klienten bei den Fans wieder einmal erheblich gelitten. ""Was kann ich dafür, wenn sich die Vereine nicht einigen?"", versucht Rosicky nun die atmosphärischen Störungen herunterzuspielen: ""Ich habe hier einen Vertrag. Dann bleibe ich eben hier, das ist okay."" Die sportliche Leitung des BVB ist ebenfalls bemüht, den Eindruck zu erwecken, es könne schnell wieder zur Normalität übergegangen werden. ""Ich kenne Tomas, er wird sich professionell verhalten und weiterhin alles für den Verein geben"", sagt Trainer Bert van Marwijk, der als Ersatz für Rosicky Steven Pienaar von Ajax Amsterdam zur Rückrunde verpflichten wollte. Der Wechsel des Südafrikaners ist jetzt für den kommenden Sommer angedacht, da sich die Borussen für diesen Zeitraum jetzt schon auf das nächste Pokerspiel um Rosicky einstellen können. Neben Pienaar soll dann auch dessen Mannschaftskollege, der niederländische Nationalspieler Nigel de Jong einen Vertrag unterschreiben. De Jong wäre ablösefrei zu haben. Rosicky kann von diesem Zustand weiterhin nur träumen. Sein Vertrag beim BVB läuft noch 30 Monate.