Hannover 96 - BVB 1:2

"Verkehrte Welt in der AWD-Arena. Trotz der mit Abstand schlechtesten Saisonleistung gewann der BVB das Auswärtsspiel in Hannover glücklich und unverdient mir 2:1. Dabei konnten sich die Schwarzgelben bei Torhüter Dennis Gentenaar bedanken, der mit einer überragenden Leistung dafür sorgte, dass die drei Punkte am Ende mit zurück in die Bierstadt genommen werden konnten. Als hätten es die gut 3.000 Borussen-Fans geahnt, skandierten sie bereits beim Einlaufen der beiden Teams lautstark ""Auswärtssieg, Auswärtssieg. Kein Wunder, ist doch der BVB seit mehr als 35 Jahren in Hannover ungeschlagen. Zuvor hatte wieder einmal dieser in letzter Zeit so fürchterlich in Mode gekommene ""Expertentipp"" alles getoppt, was man an Peinlichkeiten aufbieten kann. Erst kommt Lothar Sippel in einer Konferenzschalte ins Bild und beschwört beide Seiten auf ein schiedlich friedliches 1:1, weil er ja schließlich für beide Farben gespielt habe. Und da ja jeder in Mikrophonnähe gezogen wird, der nicht schnell genug entschwinden kann, darf dann der gute Nicolas Kiefer den unvermeidlichen 2:1 Sieg für ""seine Roten"" voraussagen. Seitenverkehrt betrachtet, sagen wir: Mensch Junge, was hast Du für Ahnung. Wenn es doch mit dem Tennis auch so klappen würde... Aber zurück zum BVB. Coach Bert van Marwijk brachte wie erwartet Christoph Metzelder für Markus Brzenska in der Innenverteidigung und zollte damit augenscheinlich dem Druck der Medien vor der Weltmeisterschaft Tribut. Tomas Rosicky nahm nach seinem langwierigen grippalen Infekt zunächst auf der Bank Platz. Gleich neben ihm platzierte sich erstmals seit mehr als sieben Monaten sein Landsmann Jan Koller, der seinen Kreuzbandriss endgültig überwunden hat. Um es vorweg zu nehmen: der Dino war während seines 18-minütigen Einsatzes präsenter auf dem Rasen, als all seine schwarzgelben Stürmerkollegen zusammen genommen. Beide Teams begannen bei milden Temperaturen mit typischem Sommerfußball. Die Fans hatten sich da schon längst auf der Frühlingskirmes nebenan angepasst und in einem der zahlreichen Biergärten dem kühlen Gerstengetränk zugesprochen. Zhnlich bewegungsunfähig auch der BVB: Kaum Spiel ohne Ball, stattdessen Ballgeschiebe und Ballverluste hüben wie drüben ließen während der ersten fünfzehn Minuten die Hoffungen auf einen ansehnlichen Kick schnell gen Null sinken. 96 konnte nicht, Borussia wollte nicht - so der Eindruck der Anfangsviertelstunde. Dazu eine Fülle von ""unforced errors"", die sich unerklärlich durch das ganze Team zogen. Erstmals zeigte sich Hannover nach siebzehn Minuten vor dem Dortmunder Tor, doch der Distanzschuss von ""Tanne"" Tarnat segelte weit am BVB-Gehäuse vorbei. Borussia hielt es derweil gar nicht für nötig, so etwas wie Drang und Engagement in Richtung Hannoveraner Tor zu entwickeln. Ein irgend gearteter Spielfluss war ebenso wenig zu erkennen, wie der Bruchteil von kämpferischem Einsatz oder gar Bemühen. Um es vorweg zu nehmen: nicht eine einzige echte Torchance erarbeiteten sich die Schwarzgelben während der kompletten ersten Halbzeit. Statt dessen Schlafwagenfußball der Marke zum Abgewöhnen. Also ob es hier um nichts mehr ging. Wohlgemerkt: Zu diesem Zeitpunkt führte Leverkusen schon nahezu uneinholbar mit 3:0 in Berlin!! Hannover hingegen arbeitete sich mit Kampf und Leidenschaft in die Partie und kam in der 24. Spielminute zur ersten großen Torgelegenheit. Nach einer abgefälschten Flanke auf den zweiten Pfosten legte Vinicius per Kopf zurück auf Brdaric, der den folgenden Kopfball völlig unbedrängt am Tor vorbei setzte. Nur drei Minuten später schlief die BVB-Abwehr wieder tief und fest: erneut Brdaric nahm eine verunglückte Kopfballabwehr von Dede auf, doch den anschließenden Schuss vereitelte Gentenaar glänzend. Nach einer halben Stunde wäre eine Führung für Hannover noch nicht einmal unverdient gewesen. Borussia fand weiterhin nicht statt. Leichtfertige Ballverluste im Mittelfeld, ließen erst gar kein konstruktives Aufbauspiel zustande kommen. Aber wenn es schon spielerisch nicht läuft, sollte man zumindest ein wenig Kampf erwarten. Doch nichts dergleichen. Gerade die sogenannten ""gestandenen Spieler"" nahmen am Spiel nicht teil, ließen den Gegner gewähren, gingen den Zweikämpfen aus dem Weg und stümperten sich weiter mit der Zielsetzung ""0:0 zur Pause halten"" durch die Partie. Hannover hingegen drängte weiter. Einen Schuss von Yankov konnte erneut Gentenaar mit Mühe und Not um den Pfosten lenken. Den anschließenden Eckstoss setzte Zuraw per Kopf an die Latte und eine weitere Minute später leistete sich Kehl einmal mehr einen kapitalen Fehlpass, doch den anschließenden Schuss von Balitsch klärte wieder einmal Gentenaar mit phantastischem Reflex. Als sich die Dortmunder bereits mit den Gedanken in der Kabine befanden, nutzte dann Per Mertesacker, sträflich allein gelassen von Metzelder, eine Ecke per Kopf zur hoch verdienten 1:0 Führung für die Niedersachsen. So nahm eine katastrophale erste Halbzeit für die Dortmunder ein verdientes Ende. Der BVB lag glücklich mit ""nur einem Tor"" Unterschied zurück und hätte sich nicht beklagen können, wenn das Spiel schon zu diesem frühen Zeitpunkt zu Gunsten von Hannover entschieden gewesen wäre. Nach dem Wechsel brachte Bert van Marwijk zunächst Matthew Amoah für den erneut erbärmlich schwachen Buckley ohne dass sich etwas nennenswert Positives tat. Im Gegenteil: Borussia schlug die Bälle weiterhin hilf-und planlos in die Spitze, wo sie postwendend von den Hannoveranern aufgenommen und in Gegenangriffe umgewandelt wurden. Um zumindest ein klein wenig Spielkultur zu erzeugen, nahm dann der Dortmunder Coach in der 55.Spielminute den längst fälligen Wechsel vor und brachte den grippegeschwächten Rosicky für den einmal mehr völlig neben der Spur trabenden Nuri Sahin. Nur drei Minuten später schnappte sich Rosicky erstmals den Ball und spielte einen steilen Ball in die Spitze auf Smolarek, der jedoch über seine eigenen Beine stolperte und dafür als Präsent von Schiri Dr. Fleischer noch einen Freistoss erhielt. Rosicky selbst legte sich die Kugel zurecht und zirkelte sie aus 17 Metern oben in den Winkel. Ein Traumtor! Hannovers Keeper Enke sah bei diesem Hammer nicht gut aus und das Spiel stand aus heiterem Himmel plötzlich Unentschieden. Blankes Entsetzen auch bei 96-Coach Neururer, der höchst selbst mal wieder im Vorfeld entgleiste, als er sich ernsthaft über die Nominierung von Wörns aufregte. Doch der größte Aufreger stand dem Marler Schalker noch bevor... Wer nun gedacht hatte, dass der glückliche Ausgleich den Borussen ein wenig mehr Sicherheit geben würde, der sah sich getäuscht. Hannover nahm umgehend wieder das Heft in die Hand und erarbeitete sich weitere klare Chancen durch Vinicius und Cherundolo, doch auch diese wurden kläglich vergeben. Die Borussen ließen weiter jeglichen Siegeswillen vermissen und verwalteten den Punkt mehr recht als schlecht. Doch Bert van Marwijk wollte seiner Elf, die er in der Halbzeit nach eigene Worten gefaltet hatte wie nie zuvor, ein Zeichen setzen und brachte den mit Sprechchören gefeierten Jan Koller für den sauschlechten David Odonkor, dem wieder einmal rein gar nichts gelang. Die Dortmunder Defensive litt jedoch weiter unter Frühjahrsmüdigkeit. Erst musste Gentenaar einen Hammer von Balitsch mit einer Hand entschärfen, dann konnte der Niederländer einen Schuss von Zuraw aus kürzester Entfernung sensationell abwehren. Den daraus resultierenden Abpraller nahm Balitsch auf und schob ihn aufs leere Tor, doch Wörns sprang dazwischen und lenkte das Leder an die Querlatte des Dortmunder Gehäuses. Der BVB hätte zu diesem Zeitpunkt gut und gerne mit drei oder vier Toren Unterschied zurückliegen können - doch man hielt weiter ein längst unverdientes 1:1. Stattdessen avancierte ausgerechnet Christian Wörns, den Hannover unsportlicherweise schon gerne gesperrt gesehen hätte, in dieser Phase binnen fünf Minuten zum Matchwinner. Nachdem er mit einer Grätsche in bester Kohler-Manier den Ball an die Latte gelenkt hatte, schlich sich der Routinier in der 82.Spielminute auch noch in den gegnerischen Strafraum und verwertete einen hohen Ball von Dede per Kopf vorbei am herauslaufenden Enke zum 2:1 für den BVB. Borussia im Glück! Hannover, das vormals des öfteren viel Glück bei der Stellung der Abseitsfalle hatte, stand hier dann auf verlorenem Posten. In den letzten Minuten hielt die mit dem ""Dino"" verstärkte Abwehr wie ein Bollwerk dem verzweifelten Anrennen der Niedersachsen stand. Die Gäste aus Dortmund schaukelten das Spiel dann mehr schlecht als recht über die Runden und fuhren am Ende einen überaus glücklichen 2:1 Erfolg ein. In dieser Verfassung und mit dieser Einstellung haben die Schwarz- gelben weder etwas im Uefa-Cup, noch im UI-Cup zu suchen. Ganz abgesehen davon, dass sich einige Spieler einmal hinterfragen sollten, ob sie tatsächlich die Verfassung haben, um an der Fußball-Weltmeisterschaft teilzunehmen. Es wird Zeit, dass die Saison zu Ende geht. Den Dortmunder Spielern scheint es gegen Ende der Spielzeit jedenfalls an jeglicher Motivation zu fehlen - und das obwohl durch den Kantersieg von Skibbes Leverkusenern in Berlin die Tabelle nur noch einen einzigen Punkt bei ausgeglichenem Torverhältnis auf die Hauptstädter ausweist. Die empfangen allerdings jetzt den Zweitplatzierten Hamburger SV... Das Finale hätte sich nicht dramatischer zuspitzen können! Wenn das nur alle endlich kapieren würden...´"""""