Drei Monate Pause für Frei

Sollte es zutreffen, dass Juristen ihre Ausdrucksweise mehrheitlich an das straubtrocken-verwinkelte Deutsch der von ihnen herangezogenen Paragraphen anlehnen, dann bildet Dr. Reinhard Rauball (60) zumindest an den Wochenenden eine Ausnahme. Im Fall von Erfolgserlebnissen und entsprechend guter Laune sprudeln dann schon einmal Worte über seine Lippen, die mehr als sonst Einblick in die Gemütsverfassung Rauballs geben. Am Samstagabend jedenfalls beschrieb er den Heimtriumph über Schalke, für den die Mannschaft 250000 Euro Prämie spendiert bekam, als ""einen der schönsten Tage in meiner Präsidentschaft"". Das für Dortmund ""grandiose Saisonfinale"" mit fünf Siegen aus den letzten sechs Spielen glättete die Sorgenfalten des BVB-Bosses, der in der Beschwingtheit des Derby-Ausgangs gleich auch Verantwortlichkeiten für den Aufschwung der Borussia schuf: ""Was Thomas Doll geschafft hat, ist doll."" Sogar der UI-Cup winkt nun, entsprechendes Abschneiden in Leverkusen vorausgesetzt. Über den Hoffnungslauf, der am 21./22. Juli (auswärts) sowie am 28./29. Juli (zu Hause) zu einem Duell mit einem Team aus der Schweiz, aus Aserbaidschan oder Moldawien führen würde, könnte sich der BVB noch für den UEFA-Cup qualifizieren. Und hätte dann, wenn auch unter unendlichen Mühen, sein Saisonziel noch realisiert. Unter Aufbietung aller Kräfte hätte es dieses Umweges kaum bedurft, meint Top-Torjäger Alexander Frei (27, 16 Saisontreffer). Ihm ist es noch immer Rätsel und Greuel zugleich, warum die Borussia zwar Stuttgart, Schalke, Bremen und Bayern in die Knie zwang, sich aber ""gegen die vermeintlich Kleinen und Schwachen"" blamierte. ""Diesen Vorwurf"", gesteht Frei, ""müssen wir uns gefallen lassen."" Kapitän Christian Wörns (35), der sich nach dem Schlusspfiff mit Torhüter Roman Weidenfeller (26) zu einem über den Rasen rollenden Jubelpaar vereinte, greift im Rückblick zu noch drastischeren Sätzen: ""Was in den ersten acht, neun Spielen nach der Winterpause passierte, war eine Katastrophe."" Weil Wörns dabei kaum jemand widersprechen wird, sollen die Fehler, die in den vergangenen Monaten auf allen Ebenen gemacht wurden, trotz der von so vielen Glücksgefühlen überlagerten Geschehnisse des Samstags auch nicht unter den Teppich gekehrt, sondern akribisch aufgearbeitet werden. ""Es ist einiges schiefgegangen in dieser Saison. Darüber werden wir sprechen"", verspricht Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (47). Vorher wartet am nächsten Samstag Leverkusen - und das ""UI-Cup-Finale"" für die Borussia. Es wird nach kicker-Informationen ohne Frei stattfinden, der sich am Dienstag in Homburg/Saar von Spezialist Dr. Michael Dienst wegen seiner Hüft-Arthrose operieren lassen wird. Vor dem Hintergrund einer wohl dreimonatigen Reha-Phase wollen Spieler und Verein nicht unnötig Zeit verlieren. In der BayArena wird dann Nelson Valdez (23) neben Ebi Smolarek (26) stürmen.