Rickens 2:0 für Borussen die Erlösung

Als Lars Ricken den Ball in der 79. Minute zum 2:0 über die Torlinie drückte, entlud sich auf dem Spielfeld, der Auswechselbank und den Rängen geradezu explosionsartig die ganze Anspannung. Alle wussten: Das war für Borussias Regionalliga-Mannschaft der Klassenverbleib, das Happy End, mit dem viele vor gar nicht allzu langer Zeit nicht mehr gerechnet hatten. Nach dem Schlusspfiff feierten sie alle gemeinsam: Der Trainerstab um Theo Schneider mit der Mannschaft - und die vor allem mit ihren Fans: Torhüter Sören Pirson, zusammen mit Patrick Njambe bester Borusse beim Saisonfinale gegen Bayer Leverkusen 2, betätigte sich als Anheizer für die Südtribüne, auf der noch lange nach Spielende eine ähnliche Stimmung herrschte wie in der Bundesliga. ""Wahnsinnig, diese Atmosphäre, diese Zuschauerzahl"", schwärmte nicht nur Pirson, ""8 000 Fans bei einem Duell zweier Amateurmannschaften - einmalig!"" Doch bis die Fete beginnen konnte, bedurfte es eines harten Stücks Arbeit. Obwohl alles nach Plan begann, Denis Omerbegovic schon in der 3. Minute den Innenpfosten traf und Patrick Njambe nach einem Freistoß von David Solga sieben Minuten später das 1:0 gelang, wurde das Spiel zur Zitterpartie. Zwischenzeitlich lag mehrfach der Ausgleich in der Luft - und das wäre vielleicht das Ende aller Träume gewesen. Denn Kiel hatte mit seinem frühen Führungstor in Erfurt den Druck erhöht, ein Punkt hätte den Dortmundern nicht gereicht. ""Die Jungs haben plötzlich Nerven gezeigt, nur so kann ich mir erklären, dass sie nach dem guten Auftakt fußballerisch dermaßen den Faden verloren haben und quasi nur noch im kämpferischen Bereich präsent waren"", betrieb Theo Schneider Ursachenforschung. So kurz vor dem Ziel bekamen sie weiche Knie - und das gegen einen personell geschwächten Gegner, der zu Spielbeginn vier und beim Schlusspfiff sieben A-Junioren auf dem Platz hatte, jedoch unbekümmert aufspielte und dem BVB alles abverlangte. ""Wir haben uns auf den Außenpositionen versteckt und keinerlei Druck mehr aufgebaut"", nannte der Trainer ein Hauptmanko. Und während das eigene Spiel nach vorn lahmte, brannte es in der Defensive zwei-, dreimal lichterloh. Sören Pirson rettete mit einer Glanztat gegen Lartey die Pausenführung (40.), später verhinderte er mit einer ähnlich spektakulären Aktion gegen Paul Grischok den fast sicher scheinenden Ausgleich (76.). Waren sie am Ende doch mit der Situation überfordert? ""Irgendwie wurden die Beine schwer"", gestand David Solga nach seinem Abschiedsspiel, ""ich hatte das Gefühl, als hätte der Gegner zwei, drei Mann mehr auf dem Platz..."" Selten haben die Borussen einen Treffer so dringend benötigt wie dieses 2:0 durch Lars Ricken: Ein Schuss von Yasin Tztekin war noch von Grischok auf der Linie geklärt worden, doch Ricken stand für den Abpraller goldrichtig. 2:0 in Dortmund - 0:1 der Endstand in Erfurt. Wieder entschied am Ende die Tordifferenz, doch da war Borussia im Gegensatz zum Regionalliga-Abstieg vor zwei Jahren auf der sicheren Seite. ""Natürlich hatten wir heute auch ein wenig Glück"", räumte Schneider nach dem Spiel ein, ""aber das war nur gerecht angesichts vieler unglücklicher Punktverluste im Laufe der Saison. Wenn jemand dieses Happy End verdient hat, dann ist es diese Mannschaft."" BVB 2: Pirson - Hillenbrand (59. Tztekin), Hünemeier, Njambe, Kohlmann - Saka, Gordon, Solga (82. Marc Heitmeier), Vrzogic (59. Senesie) - Ricken - Omerbegovic. - Tore: 1:0 Njambe (10.), 2:0 Ricken (79.).