"Der Transfer war nur eine Frage der Zeit"

Mladen Petric versucht künftig in Dortmund, die Bundesliga aufzumischen NZZ am Sonntag: Herr Petric, nach drei Jahren FC Basel wechseln Sie zu Borussia Dortmund. Hatten Sie jemals Zweifel vor diesem Schritt? Mladen Petric: Eigentlich nicht. Als ich den Vertrag vor mir sah, schluckte ich nochmals leer. Ein paar Minuten war ich mit mir, meinem Vertrag und meinen Gedanken allein. Sie hatten 2004 am Anfang in der Basler Fangemeinde als früherer GC-Spieler einen schweren Stand und stiessen auf offene Ablehnung. Wie reagieren die Leute in Basel jetzt? Sie bedauern. Aber sie gratulieren mir auch. Ich bin 26-jährig. Der Transfer war nur eine Frage der Zeit. Ich hätte schon im Winter gehen können. Trotz dem schwierigen Anfang hat sich in drei Jahren zwischen mir und dem FCB eine Art Liebe entwickelt. Sie erhalten einen Vierjahresvertrag, das Transfervolumen wird zwischen sechs und sieben Millionen Franken geschätzt. Es ist anzunehmen, dass Sie sich an solche Zahlen gewöhnt haben. Das ist in diesem Geschäft Alltag. Man nimmt das gar nicht mehr richtig wahr. Wenn ich jetzt diese Zahlen höre . . . Die sind enorm. In der Bundesliga ist viel mehr Geld im Spiel als in der Super League. Sie hätten auch zu Schachtjor Donezk wechseln können. Die Ukrainer boten mir für fünf Jahre einen zweistelligen Millionenbetrag. Ich will etwas verdienen, um etwas auf die Seite legen zu können. Aber darum geht es nicht allein. Ich will am Schluss sagen: Ich habe dort und dort gespielt. Eben: zum Beispiel in der Bundesliga. Wurde Ihnen nicht schlecht, als Sie vom ukrainischen Angebot hörten? Nein. Doch ich begann zu grübeln. Acht von zehn Super-League-Spielern hätten dieses Angebot mit Sicherheit angenommen. Ihr Berater spricht von einem "sehr guten Vertrag" in Dortmund. Was imponiert sonst noch? Es ist ein riesiger Verein mit einer Geschichte, die auch die Champions League enthält. Der Klub will in der Bundesliga wieder angreifen. Am Freitag sah ich zum ersten Mal das Stadion. Ich stand mit Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc mitten auf dem Platz. Das Stadion ist imposant, auch wenn es leer ist. In Dortmund spielen auch die Schweizer Philipp Degen und Alex Frei. Was hat Frei geraten? Er hat geschwärmt. Mit dem Trainer Thomas Doll seien die Teamsitzungen wieder besser. Doll will, dass ich hinter den Sturmspitzen spiele - mit allen Freiheiten. Vielleicht gelingt es uns, die Bundesliga aufzumischen. Sie waren von Verletzungen nicht verschont. Haben Sie keine Bedenken, dass die Bundesliga vielleicht zu hart sein könnte für Sie? Nein. In Basel habe ich mich zweimal schwerer verletzt, zweimal durch Fremdeinwirkung. Ich hatte auch Pech. In der abgelaufenen Saison habe ich wohl zu früh wieder angefangen. Aber der Druck war gross, weil wir den FC Zürich am Ende der Saison noch abfangen wollten. Sie kommen in der Auswahl Kroatiens regelmässig zum Einsatz. Was raten Sie Ivan Rakitic: Soll er sich für die Schweiz oder für Kroatien entscheiden? Ich rate ihm nichts. Es ist ein extrem wichtiger Entscheid, der die Karriere beeinflussen kann. Er muss das selber wissen. Ich entschied mich für Kroatien. Am Anfang machte ich mir viele Gedanken, aber den Entscheid bereue ich schon lange nicht mehr.