Trochowski: Die Wahrheit über Dortmund

Morgen wird er sein siebtes Länderspiel bestreiten, wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft um 20.30 Uhr (live in der ARD) in Köln auf Rumänien trifft. Und nicht ohne Stolz bemerkt Piotr Trochowski: ""Ich bin jetzt schon ein Jahr dabei, wie schnell doch die Zeit vergeht."" Der 23-jährige HSV-Profi, das Nationalteam und der Verein, das ist ein ganz spezielles Thema. Für Deutschland ja, für den Klub nicht immer, unter diesem Motto stand von Beginn an Trochowskis Länderspielkarriere. Auch deswegen gab es im Sommer Abwanderungsgedanken, denn Borussia Dortmund lockte. In Köln äußerte sich der Dribbelkünstler nun erstmals detailliert dazu. Thomas Doll, jetzt BVB-Trainer und zuvor beim HSV Trochowskis sportlicher Chef, wollte seinen ehemaligen Schützling in den Westen holen. Und offenbar wollte auch ""Troche"". Der sagt rückblickend: ""Die Vereine wurden sich nicht einig. Man hat viel erzählt, das war keine einfache Situation für alle Beteiligten, auch für mich nicht."" Vielleicht auch deshalb, weil ein Wechsel Rafael van der Vaarts doch immer im Raum schwebte, und Trochowski dann als sein Nachfolger bereits vorhanden gewesen wäre. Trochowski: ""Als die Einigung ausblieb, habe ich mich entschieden, beim HSV noch mal anzugreifen. Ich hatte noch einen Vertrag, im Endeffekt habe ich mich dann dafür entschieden, ich wollte mich durchkämpfen - und das ist mir auch gelungen."" Auf die Frage, ob er zur Borussia gewechselt wäre, wenn nur er die Entscheidung gehabt hätte, lacht Trochowski zunächst. Dann sagt er: ""Ich habe darüber nachgedacht, ja schon. Aber es ging nicht nur um mich, da spielen ja auch noch zwei Vereine eine große Rolle, und das machte das alles nicht so ganz einfach."" Er blieb. Und er sagt voller Überzeugung: ""Mein Bleiben war kein Muss. Als feststand, dass ich den HSV nicht verlassen werde, stand für mich auch fest, dass ich 100 Prozent für den HSV geben werde, dass ich mich hundertprozentig auf die Aufgabe in Hamburg konzentrieren werde. Wenn man zweigleisig läuft, dann geht das nicht."" Er sagt aber auch: ""Hätte ich gesehen, dass ich beim HSV keine Chance mehr bekomme, hätte ich sicherlich andere Maßnahmen ergriffen."" Der HSV hielt Trochowski, und er hat ihn davon überzeugt, dass dann auch alles bestens laufen wird - für beide Seiten. ""Troche"" über dieses Thema: ""Wenn ich sehe, dass der HSV sein Wort hält, und ich dazu dann alles gebe, dann schaffe ich es auch."" Er ist auf dem besten Wege. Deutschland hat die zurzeit vielleicht beste Nationalmannschaft Europas, und der HSV-Mittelfeldspieler ist fester Bestandteil dieses Teams. Deshalb müsste es doch eigentlich auch beim HSV bestens gehen. Nur: Daran haperte es zuletzt. Piotr Trochowski, ganz sicher eines der größten deutschen Talente, wurde jüngst einige Male vorzeitig ausgewechselt. Für ihn ist das jedoch normal. Er blickt noch einmal auf den Jahresbeginn, als der HSV Tabellenletzter der Bundesliga war, zurück und befindet: ""Beim HSV lief es im ersten halben Jahr nicht gut für mich. Die Mannschaft entwickelte sich nach oben, für mich ging es eher nach unten. Ich denke aber, es war ganz gut, dass ich mal solche Tiefen mitgemacht habe, nur so kann man in diesem harten Business bestehen - und das habe ich geschafft. Ich habe mich zurückgekämpft, und ich werde weiter kämpfen, um immer zu spielen."" Dass er mit Huub Stevens nun einen anderen Trainertyp hat, als es zuvor Thomas Doll war, sieht er nicht als Nachteil für sich an. Selbstbewusst sagt Trochowski: ""Das ist die Herausforderung. Man kann nicht immer nur hoch getragen werden, es kann nicht alles nur so laufen, wie man es will, man muss auch mal den harten Weg gehen. Das habe ich auch früher schon erlebt, ich habe unter Hermann Gerland und Felix Magath beim FC Bayern trainiert, so etwas muss man mal mitgemacht haben."" Eine Frage aber bewegt viele HSV-Anhänger seit Wochen: Warum platzt bei Trochowski der Knoten nicht? Der Mann kann alles am Ball, er spielt in der Nationalmannschaft gut - warum nicht auch beim HSV? Die Angst vor Fehlern? Er sagt: ""Ich mache mir schon meine Gedanken. Angst ist es nicht. Ich arbeite daran. Aber es ist für mich auch nicht so schlimm. Es ist nicht so, dass ich in Länderspielen gut und beim HSV schlecht bin. Im Gegenteil, ich sehe mich auf einem guten Weg, und es ist vielleicht auch besser, wenn man sich nicht allzu große Gedanken macht. Ich gehe das positiv an."" Und deswegen soll in Zukunft nicht nur Fußball-Deutschland seine Freude an Piotr Trochowski haben, sondern auch sein HSV.