Sieg des Willens und der Leidenschaft

Borussia Dortmund feierte einen jener mühevollen, aber mit Herz erkämpften Siege, die eine Mannschaft häufig zusammenschweißen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn beim so wichtigen 2:1-Erfolg gegen Bochum hat die in der letzten halben Stunde durch den Platzverweis von Christian Wörns weiter dezimierte Not-Elf reichlich Schweiß vergießen müssen. Die Spieler verließen schweigend den Kabinengang. Weil sie ja nicht mehr mit den Medien-Vertretern reden wollen (oder dürfen). Ihre Gesichter verrieten indes Genugtuung und Stolz. Marc Kruska etwa richtete den Daumen nach oben und hätte wohl gern gesprochen. Darüber, wie er sich nach verkrampftem und von Fehlpässen geprägten Auftakt in dieses Spiel regelrecht hineingebissen und -gekämpft hat. Wie die Kollegen Tinga und Florian Kringe, wie auch der bei seiner Einwechslung von unüberhörbaren Pfiffen begrüßte Robert Kovac. Der Kroate hielt im Unterzahlspiel die Abwehr zusammen und verteidigte gemeinsam mit den Kollegen mit Macht den 2:1-Vorsprung. ""Er hat gezeigt, dass auf ihn Verlass ist. Jetzt fährt er zu den Länderspielen, und dann geht für ihn die Zeit bei Borussia richtig los"", versicherte Thomas Doll. Mit Leidenschaft und Emotionen, personifiziert wieder einmal vom allgegenwärtigen Dede, dem zweikampfstärksten und besten Spieler auf dem Platz, erzwang Borussia dieses Erfolgserlebnis. Doll resümierte zufrieden: ""Es reicht nicht, eine vorgegebene Strategie umzusetzen. Man muss auch aggressiv Fußball spielen. Diesmal haben sich alle regelrecht zerrissen."" Und mit großem Kampf den personellen Problemen getrotzt. Der Platzverweis von Christian Wörns hatte eine Initialzündung ausgelöst. Doll reagierte mit kühlem Kopf, er nahm taktische Korrekturen vor, und auf dem Spielfeld lief und grätschte jeder für jeden. ""Da hat man gesehen, was möglich ist, wenn alle richtig gut zusammenarbeiten"", freute er sich über eine effektive Kollektiv-Leistung. ""Die Mannschaft hat an sich geglaubt"" Belohnt wurde die Mannschaft mit Federicos Siegtor ""aus heiterem Himmel"" (Doll). ""Die Jungs sind über sich hinausgewachsen"", befand der Fußball-Lehrer. Er schickte dem Torschützen noch ein spezielles Kompliment nach: ""Giovanni hat eine sensationelle Schusstechnik. Es war wichtig für ihn, solch einen Brustlöser zu haben."" Denn bis dahin hatte Federico in erster Linie neben sich selbst gestanden... Die genügsamen BVB-Fans sahen wohlwollend über reichlich Stockfehler und fußballerische Defizite hinweg. Auch Thomas Doll, der statt Passfehler im Minutentakt zu rügen, lieber die Einstellung der Spieler pries: ""Klar ist der Ball schon mal vom Fuß weggesprungen. Aber die Mannschaft hat auch nach dem Ausgleichstreffer weiter an sich geglaubt und nicht die Köpfe hängen gelassen. Das haben die Zuschauer honoriert, das wollen sie sehen. Ich muss den Jungs ein Riesen-Kompliment machen."" Auch dem Trainer waren Steine von Herzen gefallen. Beim Aufstellungs-Puzzle und den Einwechslungen hatte er alles richtig gemacht. ""Ich wusste nach dem Abschlusstraining noch nicht, wen ich nominieren sollte"", verriet Doll. Ihm war dieses Erfolgserlebnis besonders zu gönnen. Denn er musste sich nicht nur reichlich überzogener Kritik von außen erwehren, sondern auch so viel reden wie kein anderer. Weil seine Spieler weiter schweigen. ""Wenn diese Maßnahme ein gewisses Maß an Geschlossenheit bringt, ist sie schon aus diesem Grund gut"", befand Sportdirektor Michael Zorc. Den Interview-Marathon hat Doll toll gemeistert. Auch für einen Trainer ist es eben einfacher, Siege statt Niederlagen zu kommentieren. Und selbst die Spieler hätten diesmal wohl Spaß gehabt.