Vom Münchner Ballzauber nicht viel zu sehen

""Wir hätten ein Ausrufezeichen setzen können für ganz Deutschland: So sind die Bayern zu schlagen"", sagt Borussia-Trainer Thomas Doll. Die Münchner nahmen es gelassen. ""Wir sind so viele Spiele ungeschlagen, da kann man in Dortmund auch einmal unentschieden spielen"", meinte Mark van Bommel. Uli Hoeneß hielt es mit den noch immer schweigenden Profis von Borussia Dortmund. ""Kein Tor, kein Kommentar, ließ der Manager von Bundesliga-Tabellenführer Bayern München die wartenden Journalisten wissen. Kein kritisches Wort mehr über den Hype um die Youngster Michael Rensig und Toni Kroos, aber auch kein Wort über das am Ende glückliche 0:0 bei Borussia Dortmund, womit sich der Abstand des Münchner Starensembles zum Verfolger Hamburger SV auf vier Zähler reduzierte. Die Bayern wussten beim Heimflug am späten Sonntagabend nicht, ob sie sich über die Punktverluste ärgern oder über den Fortbestand ihrer Erfolgsserie von saisonübergreifenden 14 Bundesligaspielen ohne Niederlage seit dem 28. April (1:2 gegen Hamburger SV) freuen sollten. Denn zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen nach dem 3:2 im Uefa-Cup-Gruppenspiel bei Roter Stern Belgrad schrammte die Mannschaft von Trainer Ottmar Hitzfeld an einer Niederlage vorbei. ""Wir sind so viele Spiele ungeschlagen, da kann man in Dortmund auch einmal unentschieden spielen"", meinte Mittelfeldspieler Mark van Bommel, und Hitzfeld war in Anbetracht ""der Umstände der letzten Tage mit dem Ergebnis zufrieden"". Der einstige Dortmunder Meistercoach meinte die kraftraubende Partie ""unter irregulären Bedingungen in der Sandgrube von Belgrad"". Aber auch sonst lief nicht alles rund bei seinen hochgelobten Ballzauberern. Erstmals in der laufenden Saison versagte die Torfabrik mit Nationalspieler Miroslav Klose und Luca Toni (beide je acht Saisontreffer) ihren Dienst, blieben die Münchner seit dem 21. April (0:2 in Stuttgart) ohne eigenen Treffer, und die Abwehr präsentierte vor 80.708 Zuschauern in der ausverlauften Dortmunder Arena unter aggressivem Angriffsdruck der Gastgeber ungewohnte Lücken. ""Es war das Glück des Tüchtigen, dass in der zweiten Halbzeit nichts passiert ist"", resümierte Hitzfeld. Ein Führungstreffer vor der Halbzeitpause hätte seiner Truppe ohne den angeschlagenen Franck Ribery beim dritten Auswärtsauftritt innerhalb von neun Tagen in die Karten gespielt, stattdessen blieb es bei Aluminiumtreffern von Martin Demichelis aus 30 Metern und Klose beim Nachschuss. Selbst ein Lapsus der BVB-Abwehr ließ Klose drei Minuten nach dem Wechsel ungenutzt. Dass er den Belgrader Super-Joker Kroos, der den Bayern nach einem 1:2-Rückstand mit einer Vorlage und einem Treffer zum Sieg verholfen hatte, nicht erneut einsetzte, erklärte Hitzfeld: ""Ich habe nicht den Mut gehabt, ihn in der Hektik und Phase, in der nicht viel gelaufen ist, zu bringen."" Ob der 17-Jährige am Mittwoch im Pokal-Heimspiel gegen Zweitliga-Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach eine weitere Chance erhält, bleibt Spekulation. Die Dortmunder Borussen werden sicherlich mit breiter Brust zum Pokal-Duell gegen Eintracht Frankfurt antreten. ""Mich ärgert nur, dass sich die Jungs ihren Lohn für ihr gutes Spiel nicht abgeholt haben"", klagte BVB-Trainer Thomas Doll nach der dritten Partie in Folge ohne Niederlage. Mit ein wenig mehr Konzentration und Cleverness hätte die Borussia den Sack zumachen können - sogar müssen. Doch der Pfosten, Ze Roberto auf der Linie sowie die freistehenden Jakub Blaszczykowski und Nelson Valdez verpassten die Entscheidung. ""Wir hätten ein Ausrufezeichen setzen können für ganz Deutschland: So sind die Bayern zu schlagen!"", ergänzte Doll. Der Bundesliga-Konkurrenz wäre es recht gewesen, nachdem sich selbst Trainer Mirko Slomka vom Erzrivalen und Vizemeister Schalke 04 am Sonntagabend als BVB-Fan für 90 Minuten outete. Schlagworte Fußball-Bundesliga Bayern München Borussia Dortmund Ottmar Hitzfeld Uli Hoeneß So blieb den kampfstarken Dortmundern am Ende eines unterhaltsamen Fußballabends nur der anerkennende Applaus ihrer Fans, viel Lob und die Genugtuung, den angeblichen Überfliegern aus München nach Schalke und dem HSV ebenfalls zumindest zwei Punkte entrissen zu haben.