´Spektakel und Skandal´

3:3 nach 0:3. Emotionen pur. Das irre Derby zwischen dem BVB und Schalke lieferte jede Menge Zündstoff. Auf der Dortmunder Bank keimte noch Hoffnung. Klitzeklein war sie, und sie bestand Mitte der zweiten Hälfte auch nur darin, ""dass wir ein bisschen Ergebniskosmetik betreiben"", wie BVB-Sportdirektor Michael Zorc (46) verriet. Dass das mit so viel Emotionen aufgeladene (und schon fast verlorene) Revierderby noch kippen könnte und heute als eines der überdrehtesten, verrücktesten, intensivsten, wahnsinnigsten der Geschichte gilt, hätte Zorc glatt als Hirngespinst abgetan. Bis in Deutschlands größtem Fußball-Tempel eine Collage furioser Momente entstand, die wild durch den Mixer geschüttelt wurden und ein von kaum vergleichbarer Dramatik geprägtes Duell in eine neue Dimension hoben. Ein Duell, das auch bei seiner 132. Inszenierung die faszinierende, fiese und fröhliche Bandbreite dieses Klassikers über die Rampe brachte. ""Das war ein fantastisches Derby"", jubelte Alexander Frei (29), ""vielleicht eines der besten aller Zeiten."" Wie die Erzrivalen miteinander stritten, die auf wundersame Weise auferstandene Borussia und die wie ein missratenes Souffl, zusammenfallenden Schalker, das war ein pralles Spektakel, atemberaubend, mitreißend, hitzig, Fußball pur, ein Fest für Genussgucker, jedenfalls für die mit schwarz-gelber Gesinnung. Im scharfen Kontrast zur überschwappenden Euphorie beim BVB stand eine brisante Mischung aus Frust, Entsetzen und Zorn, die empörte Schalker unverhohlen von einem ""Skandal"" (Mladen Krstajic, 34) sprechen ließ. ""Am Ende"", tobte der Innenverteidiger, ""haben wir neun gegen 14 gespielt."" Neun Schalker gegen elf Dortmunder plus Schiedsrichter Lutz Wagner (45) nebst Assistenten. Die Zußerung dürfte für Krstajic ein Nachspiel haben, der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat Ermittlungen gegen den Schalker aufgenommen. Auch gegen Kapitän Marcelo Bordon (32), der unter Verdacht steht, Wagner als ""Hure"" beschimpft zu haben. Zur Prüfung des Sachverhaltes forderte der Kontrollausschuss beide Profis zu einer schriftlichen Stellungnahme auf. Verärgert zeigte sich Manager Andreas Müller. ""Wir wurden eindeutig benachteiligt"", schimpfte der 45-Jährige, ""die Elfmeter-Entscheidung war völlig willkürlich, ein Witz."" Einer, über den die Gäste nicht lachen konnten. Sie zeterten. Grollten. Und klagten an. ""Es sah so aus, als wollte der Schiedsrichter selbst irgendwie mitspielen"", wetterte Bordon.