Poker um komplexe TV- Rechte der DFL beginnt

Das große Rechte-Feilschen beginnt: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) schreibt die Fernsehrechte für Bundesliga und 2. Liga für die Zeit nach der WM 2006 aus. Liga-Chef Werner Hackmann und DFL-Geschäftsführer Christian Seifert wollen das Verfahren der Tffentlichkeit in Frankfurt/Main erläutern. "Wichtig ist für uns die größtmögliche Transparenz", sagte Seifert zu dem Bieter-Wettstreit, für den DFL-Direktor Tom Bender den Superlativ verwendet: "Es ist die komplexeste Ausschreibung in der Geschichte der Bundesliga." Mehr als zehn Rechte-Pakete werden den TV-Sendern und anderen Unternehmen angeboten. So schreiben es die strengen Vorgaben der EU- Kommission vor. Die "audiovisuellen Verwertungsrechte" umfassen Live-Spiele im Free-TV und Pay-TV, Zusammenfassungen, aber auch die Bundesliga-Rechte im Internet, Mobilfunk oder für das Ausland. Entsprechend groß ist die Zahl der Interessenten. Neben ARD/ZDF, DSF und Premiere, die bisher zusammen 300 Millionen Euro pro Saison an die DFL zahlten, wollen zum Beispiel RTL und Kabel Deutschland als zweiter Pay TV-Kanal um die Rechte bieten. Die Erwartungen der 36 Proficlubs sind hoch. Sie hoffen auf deutlich mehr Fernsehgeld, auch wenn die von Karl-Heinz Rummenigge genannten 500 Millionen Euro als unwahrscheinlich gelten. 400 Millionen Euro plus X - diese Summe scheint realistischer zu sein. "Der richtige Preis ist immer der, den der Markt hergibt", sagte Seifert. Nach dem Motto "Konkurrenz belebt das Geschäft" sieht er die DFL in einer guten Verhandlungsposition. Die Bundesliga boomt, die Zuschauerzahlen steigen und die Kirch-Krise ist Vergangenheit. Für höhere Einnahmen aus der TV-Vermarktung müssen Vereine und Zuschauer unter Umständen gravierende Spielplan-Znderungen in Kauf nehmen. Premiere, mit bisher 180 Millionen Euro wichtigster Partner der DFL, will für mehr Exklusivität mehr Geld zahlen. Das kann durch die Rückkehr zu Freitag-Spielen erreicht werden oder durch die zeitliche Verschiebung der ARD-Sportschau am Samstag, zum Beispiel auf 22.00 Uhr. Gegen dieses Modell würden nicht nur das Erste, sondern auch Fans und Politiker Sturm laufen. DFB-Präsident Theo Zwanziger gilt ebenfalls als Anhänger einer zeitnahen Free-TV- Zusammenfassung. Verhältnisse wie in Frankreich, wo die Zusammenfassung der Erstliga-Spiele im Free TV erst am Sonntagmorgen gezeigt wird, sind in Deutschland derzeit schwer vorstellbar. Die DFL-Führung versucht seit Wochen in Interviews und Veröffentlichungen, dem Publikum eine Entzerrung des Spieltages und andere Sendestrukturen schmackhaft zu machen. Zuletzt stellte das DFL-Magazin mit Hinweis auf höhere Erlöse für die Clubs und eine bessere internationale Wettbewerbsfähigkeit die Anzahl der Anstoßzeiten in den fünf Top-Ligen Europas vor. In Deutschland ist die Situation mit zwei Anstoßzeiten am Samstag (15.30 Uhr) und Sonntag (17.30 Uhr) vergleichsweise übersichtlich. Das muss nicht so bleiben. England und Spanien haben jeweils fünf, Frankreich und Italien vier verschiedene Anfangszeiten. Beim großen TV-Poker wird deshalb auch dieses Thema eine Rolle spielen.