Bundesliga investiert 88,7 Millionen Euro in Neue

Die Fußball-Bundesliga beweist im WM-Jahr mehr Mut zu Investitionen auf dem Spielermarkt, das Wechselkarussell ist so kräftig in Schwung wie seit vier Jahren nicht mehr. Trotz nach wie vor bestehender Sparzwänge haben die 18 Eliteclubs bis zehn Tage vor dem Start in die 44. Saison bereits 88,70 Millionen Euro für 142 neue Spieler ausgegeben. Dem stehen Gesamt-Einnahmen von 71,795 Millionen Euro für 128 abgegebene Profis gegenüber. Das ergab eine Erhebung der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres hatte die Beletage 71,13 Millionen Euro investiert. Nach dem totalen Einbruch an der Transferbörse mit der Kirch-Krise 2002 und den erheblichen Mindereinnahmen aus dem TV-Geschäft in den Folgejahren scheint die Talsohle der Saison 2003/2004, als nur 32,5 Millionen Euro umgesetzt wurden, endgültig durchschritten. Die Ausgaben steigen seitdem kontinuierlich an. Der Rekord von 150 Millionen Euro aus der Saison 2001/2002 bleibt aber unangetastet. Denn bei den meisten Clubs ist trotz des neuen Fernsehvertrags und gestiegener Erlöse in anderen Bereichen weiter Maßhalten Trumpf. So bleibt für die Bundesliga die Verpflichtung von Weltstars weiterhin Utopie. Die Transfers von Ruud van Nistelrooy (Bayern) oder Milan Baros (Hamburger SV) scheiterten. Dafür verließen namhafte Profis wie Michael Ballack, Tomas Rosicky, Jan Koller, Marcelinho, Johan Micoud, Dimitar Berbatow, Z, Roberto oder Ebbe Sand das Oberhaus. Die Gesamt-Transferbilanz mit einem Minus von 16,905 Millionen Euro erklärt sich durch die Einkäufe von Branchenprimus Bayern München. Der Rekordmeister leistete sich die teuersten Spieler und überwies für Abwehr-Ass Daniel van Buyten und Nationalstürmer Lukas Podolski jeweils 10 Millionen Euro an den HSV und den 1. FC Köln. Nur 2,8 Millionen Euro brachte der Verkauf von Paulo Guerrero an den HSV. Berücksichtigt man das Transfer-Minus der Münchner von 17,2 Millionen Euro, weisen die übrigen 17 Erstligisten gemeinsam eine ausgeglichene Bilanz durch Ein- und Verkäufe aus. Hinter den Bayern belegen auf der Ausgabenseite der HSV (14,6) und der VfB Stuttgart (10,1) die Plätze zwei und drei. Die Hanseaten holten neben Guerrero auch den belgischen Verteidiger Vincent Kompany (8,0) und Boubacar Sanogo vom 1. FC Kaiserslautern (3,8). Die Schwaben verpflichteten insgesamt elf Neue, darunter die beiden mexikanischen WM-Spieler Pavel Pardo und Ricardo Osorio. Die mit Abstand höchsten Einnahmen (17,3) erzielte Bayer Leverkusen. Allein der Verkauf von Stürmerstar Berbatow zu Tottenham Hotspur spülte 16,0 Millionen Euro in die Kasse. In Stefan Kießling (5,0) und dem tunesischen WM-Teilnehmer Karim Haggui (2,5) waren nur zwei der sechs Neuzugänge ablösepflichtig, so dass Bayer mit einem Plus von 9,8 Millionen Euro vor dem 1. FC Nürnberg (5,55) und Hertha BSC (3,8) die beste Transferbilanz aller Clubs aufweist. In Hannover 96, Eintracht Frankfurt und Aufsteiger Alemannia Aachen erzielten drei Vereine keine Einnahmen durch Spielerverkäufe. Vizemeister Werder Bremen holte als Ersatz für den zu Girondins Bordeaux (3,0) abgewanderten Spielmacher Johan Micoud den Brasilianer Diego vom portugiesischen Meister FC Porto für 6,0 Millionen Euro. Borussia Mönchengladbach leistete sich in dem Argentinier Federico Insua (4,0) von den Boca Junior sogar den teuersten Transfer der Clubgeschichte. Angesichts des erfolgreichen Sanierungskurses und durch den Verkauf von Rosicky zum FC Arsenal (9,5) konnte Borussia Dortmund erstmals seit Jahren wieder Geld ausgeben und frischte den Kader mit Nelson Valdez (4,5) und Alexander Frei (4,1) auf. ""Wir haben aus meiner Sicht an Qualität gewonnen, ohne viel zu investieren"", sagte BVB-Geschäftsführer Hans- Joachim Watzke. Obwohl wie im Vorjahr rund zwei Drittel der Neuzugänge ablösefrei waren, gaben elf Clubs mehr aus als sie einnahmen. Nur zwei Vereine investierten keinen Cent. Neben den Nürnbergern, die zehn Spieler zum Nulltarif holten, hat nach jeweils zweistelligen Investitionen in den Vorjahren auch der FC Schalke 04 wegen der angespannten Finanzlage den Sparkurs eingeschlagen. Mathias Abel (Mainz), Peter Lövenkrands (Glasgow Rangers) und Halil Altintop (Kaiserslautern) kamen ablösefrei, dazu rückten gleich sechs Talente vom eigenen Nachwuchs in den Lizenzspielerkader auf. Damit liegt Schalke voll im Trend: Denn 43 der insgesamt 142 Neuzugänge stiegen aus der eigenen Jugend- oder Amateurabteilung auf.