Positive Entwicklung: Sie machen wieder Spaß

Es war ein herzhaftes Lachen, das auf die Frage eines Journalisten folgte, ob Christian Wörns im Göttinger Trainingslager eine Meisterprämie ausgehandelt habe. Der Kapitän grinste über die auf Sardinien und in Las Vegas gebräunten Ohren und sagte: ""Wenn wir Meister werden, wird der Klub die Taschen sicher weit öffnen."" Vom Titel ist der gerade erst sanierte Klub zwar in etwa so weit entfernt wie die BVB-Aktie von ihrem Emissionspreis - der lag bei 11 Euro, am Donnerstag notierte das Papier bei 2,37 Euro. Dennoch herrscht an allen Ecken und Enden Aufbruchstimmung. Trainer Bert van Marwijk spürt neuen Enthusiasmus, der auf Qualität beruht. ""Ich bin euphorisch"", sagt er. Sein Vorzeige-Schüler, Linksverteidiger Dede, meint: ""So eine starke Gruppe waren wir lange nicht mehr."" Dem Brasilianer und seinem Kollegen von der rechten Seite, Philipp Degen, kommt in besonderem Maße die Umstellung vom 4-3-3-System auf ein 4-4-2 zugute. Im vergangenen Jahr waren beide auf ihren Bahnen oft den eigenen Außenstürmern in die Hacken gelaufen - nun steht niemand mehr im Weg. Dede erzielte am Mittwoch, beim 3:0 gegen Regionalligist Hessen Kassel, ein Tor selbst und bereitete ein weiteres vor, Degen war ebenfalls an der Entstehung eines Treffers beteiligt. ""Die beiden"", sagt Wörns, ""nutzen neue Freiräume. Wir sind insgesamt weniger statisch."" Am Freitag, wenn das Trainingslager und damit ein beträchtlicher Teil der Saison-Vorbereitung endet, darf die sportliche Leitung auf eine positive fußballerische Entwicklung verweisen. Allerdings waren die vergangenen Wochen auch nicht mit Stolpersteinen gepflastert. ""Am Samstag gegen Ajax Amsterdam und Anfang August gegen Tottenham werden wir sehen, wo wir stehen. Im Moment kann ich nur sagen, dass ich ein gutes Gefühl habe"", betont Mittelfeldspieler Florian Kringe. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke rät: ""Schauen Sie doch mal nach, wie wir im vergangenen Jahr gegen unterklassige Klubs gespielt haben."" 2004 gewann das Ensemble in fast kompletter Besetzung durch ein Eigentor bei Verbandsligist Vreden mit 1:0, siegte dank eines unberechtigten Elfmeters in der Schlussminute mit dem selben Resultat gegen Hessen Kassel und verlor 1:2 in Baunatal. ""Das war einmal"", sagt Watzke: ""Die Mannschaft macht jetzt wieder Spaß, und sie hat mehr Qualität. Auch in der Breite."" Vor allem das neue Offensiv-Trio Pienaar (Mittelfeld), Valdez, Frei (Sturm) weckt Hoffnungen darauf, dass der BVB um einen internationalen Platz spielen kann. Wobei der ablösefreie Transfer des Südafrikaners die Borussia überhaupt erst in die Lage versetzt hat, 8,8 Mio. Euro in neues Angriffspersonal investieren zu können. Am Sonntag wird der Kader fast komplett sein: Dann kehren die WM-Teilnehmer Kehl, Odonkor und Metzelder aus dem Urlaub zurück. Fehlt nur noch einer: Tinga. Das Mittelfeld-Wusel stand in der Nacht auf Freitag für Porto Alegre auf dem Rasen - im Halbfinal-Hinspiel der Copa Libertadores bei Libertad Asuncion. Van Marwijk sagt: ""Ich konnte ihn nur auf Video sehen, aber unsere Leute haben Tinga sieben Mal live vor Ort beobachtet. Sie alle haben dasselbe gesagt: Ein Klasse-Spieler.""