Das Pulverfass droht zu explodieren
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Das Szenario erinnerte an jenen schwarzen Samstag im Oktober 2004, als die Fans nach der 0:2-Niederlage gegen den Hamburger SV die Ausgänge des Westfalenstadions verbarrikadiert hatten. Am Freitagabend zeigten sie den BVB-Profis vorerst nur die tiefgelbe Karte: Doch der Grat bis zur Eskalation ist sehr schmal geworden. Sollte Borussia im DFB-Pokal am Dienstag gegen Hannover 96 ausscheiden, würde das Pulverfass wohl explodieren. Dem kläglichen 1:1 und einem Trauerspiel gegen den VfL Bochum folgten erste Auflösungserscheinungen: Jeder gegen jeden. Dortmunds ""gelbe Wand"" pfiff die Spieler gnadenlos aus, als sich sie sich in Richtung Südtribüne bewegten, Christian Wörns goss in Interviews weiteres Tl ins Feuer, und Bert van Marwijk beklagte ratlos ""kollektives Versagen"". ""Wenn von Vereinsseite Unruhe reingetragen wird, erschwert das die Arbeit der Mannschaft"", sagte Christian Wörns im Interview mit dem TV-Sender ""arena"". Später fügte er hinzu: ""Was vor dem Spiel in Cottbus abgelaufen ist, steckt man nicht so einfach weg."" Wörns selbst hatte mit seinen Zußerungen nach dem 2:2 gegen Hannover (""Einige Spieler wirkten platt"") indes den Stein losgetreten und Hans-Joachim Watzke, den Vorsitzenden der Geschäftsführung, auf den Plan gerufen. Er hatte - mit Recht - von der Mannschaft mehr Leidenschaft und Engagement eingefordert. Wörns nahm seine Aussage (""Das war unüberlegt und ein Riesen-Fehler"") nach einem langen Telefongespräch mit Watzke am Samstag zurück. Er habe ""emotional reagiert"", entschuldigte sich der Kapitän. Fakt bleibt aber, dass Führungsspieler vermuten, die in der ""Sport Bild"" geäußerten Vorwürfe in Richtung Trainer seien nicht von Spielern, sondern von ""höherer Instanz"" formuliert und diktiert worden. Das wäre in der Tat ein infames Intrigenspiel. ""Wenn ich jetzt noch einen draufsetze, kommt nur weitere Unruhe rein"", hatte sich Wörns am Freitag zu später Stunde auf die Zunge gebissen und sich demonstrativ vor van Marwijk gestellt: ""Den Trainer trifft keine Schuld. Ich bin von seiner Arbeit überzeugt."" Bert van Marwijk wiederum behauptet: ""Zwischen mir und der Mannschaft ist alles gut. Wir lassen uns nicht verrückt machen."" Das Eis, auf dem sich van Marwijk bewegt, wird allerdings mit jedem Negativ-Erlebnis dünner. Die Spieler können ihn nur noch mit Leistungen und nicht mehr mit schönen Worten vor dem Einbruch retten, obwohl Hans-Joachim Watzke versichert: ""Wir führen keine Trainer-Diskussion - und ich will auch keine."" Van Marwijk müsse allerdings jetzt zeigen, ""dass er mit dieser Situation klar kommt. Wir müssen jetzt vor allem Ruhe bewahren."" ""Klappe halten und arbeiten"", empfiehlt Alex Frei seinen Kollegen. Wörns fügt hinzu: ""Wir brauchen nicht eine Sitzung nach der anderen, sondern müssen uns voll auf den Fußball konzentrieren."" Sportdirektor Michael Zorc beendet die Schonfrist für die Spieler mit der Forderung: ""Ich will nichts mehr hören und lesen, sondern gegen Hannover eine Reaktion und Leistung sehen. Das ist ein eminent wichtiges Spiel."" Van Marwijk fand keine Erklärung für Dortmunds blamable Darbietung am Freitagabend: ""Wir haben den Gegner mit unglaublichen Fehlpässen stark gemacht und uns selbst verunsichert. Ich hätte auch acht Leute auswechseln können. Immer wenn wir Tabellenführer werden können, passiert bei den Spielern irgendwas."" Er hofft, dass sie nun ganz schnell den Hebel umlegen und sich rehabilitieren wollen: ""Es ist ein Vorteil, dass wir Dienstag wieder ein Spiel haben. Danach kann die Welt ganz anders aussehen. Das geht im Fußball schnell."" Wenn nicht, wird in Dortmund der Baum brennen.