Berti als der neue Klinsi?
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Wie schön. Der deutsche Fußball hat endlich wieder eine Wohnsitzdebatte (WSD). Diesmal geht es zwar nicht um Kalifornien, sondern bloß ums Hotel Lennhof in Dortmund respektive wahrscheinlich um dessen Tiefgarage, aus der - bestimmt mit heißen Reifen - angeblich ständig Lambertus van Marwijk braust, um möglichst schnell nach Hause in die schönen Niederlande zu kommen - Bertis Holland-Rallye nennen das Spötter in Dortmund. Aber von solchen Details abgesehen zeigt dieser Aspekt der Aufregung um Fußballlehrer van Marwijk analog zum Fall Klinsmann, auf welchem Niveau die so genannten Trainerdebatten mitunter geführt werden. Dem Bundestrainer Klinsmann wollte man mittels populistischem Gepöbel mangelndes Interesse an seinem Amt unterstellen, Borussia Dortmunds holländischer Coach Bert van Marwijk wird nun gar der Faulheit bezichtigt - und bräuchte jetzt schon einen Höhenflug wie im Juni Heimflieger Klinsi Klinsmann, um nicht abzustürzen. In Nürnberg, wo mit Klaus Augenthaler einst ein höchst seriöser Fußball-Fachmann auch über eine WSD stürzte, weil ihm engstirnige Wichtigtuer Heimfahrten nach München populistisch ankreideten, spielte van Marwijk am Samstag schon auf Bewährung. Ob ein Trainer das aushalten muss? Den üblichen Einwand, dass die Gilde fürstlich bezahlt wird, schenken wir uns in diesem Zusammenhang gerne, denn nicht für jeden ist Geld so wichtig wie für Kreise, die anderen dieses missgönnen. Eher schon könnte man anführen, dass Fußballtrainer oft ziemlich launische Diven sind, mitunter mit jenem Hang zur Selbstgerechtigkeit, der sie zum Schluss kommen lässt, die einzige zur Kritik an ihrer Arbeit berechtigte Instanz seien sie praktischerweise selbst - weswegen sie oft auch nicht zimperlich sind, wenn es darum geht, Kritiker gerade aus den Medien pauschal abzuqualifizieren. Das ist so anmaßend wie es umgekehrt sehr unfair sein kann, die Leistungen eines Fußballtrainers letztgültig beurteilen zu wollen. Wer es - als Vereinsvorstand, Fan oder berufsmäßiger Kritiker - versucht, wird viel Mühe darauf verwenden müssen, eine möglichst faire und ausgewogene Analyse zu erstellen. Griffige Parolen und die übliche Hauruck-Polemik sind eher weniger hilfreich, sondern fast immer der Beginn von unter Umständen ehrenrührigen Kampagnen, die, einmal begonnen, in ihrer fatalen Eigendynamik nicht zu stoppen sind - wohl auch im Fall van Marwijk/BVB und ganz unabhängig davon, wer welche Fehler gemacht hat. Hans Meyer vom 1.FC Nürnberg, der derzeit beliebteste Liga-Trainer, wohnt übrigens auch bloß im Hotel - und, gute Güte: noch dazu in Fürth. Nur gut, dass der tapfere Hans nie verliert.