Der neue Dirigent des BVB-Orchesters

""Das hat Spaß gemacht"", lautete das Fazit von Jürgen Röber nach seiner ersten Einheit als Cheftrainer von Borussia Dortmund. Kein Wunder: die Profis zogen gut mit. Und 1000 Fans waren gekommen, um sich den Neuen anzuschauen. Sportdirektor Michael Zorc als interessierter Zuschauer auf einer Bank, der auf dem Platz umhereilende Torwarttrainer Teddy de Beer sowie ein warm eingepackter Cheftrainer, der Anweisungen gibt: Zumindest das Treiben dieser handelnden Personen auf dem Trainingsgelände von Borussia Dortmund erinnerte gestern noch nicht so recht an den propagierten Aufbruch des neuen BVB. Ein Blick an die Seitenlinie offenbarte jedoch, dass sich seit der Entlassung von Bert van Marwijk und der Einstellung seines Nachfolgers Jürgen Röber etwas getan hat. 1000 Fans wollten sich den neuen Trainer anschauen. Rekordbesuch. So viel Zuschauer waren nicht mal zum Auftakttraining im Sommer gekommen. Vor dem BVB-Gelände im Dortmunder Stadtteil Brackel herrschte Parkplatznot. Als wirtschaftlich vorausschauender Klub hatte die Borussia einen Wagen mit Fan-Devotionalien heranfahren lassen. ""Mit so viel Interesse hatte ich nicht gerechnet"", gestand Jürgen Röber. Nachdem die Spieler, bis auf Sebastian Kehl (Erkältung) und Nelson Valdez (Innenbanddehnung), aufgelaufen waren, stand die Premiere des neuen Trainers an. Eingekleidet mit einer schwarz-grauen Trainingsmontur, Baseballkappe auf dem Kopf, Notizbuch in der Hand, Lächeln im Gesicht. Röber genoss den Applaus, mit dem ihn die Fans begrüßten. Und er nahm sich Zeit für einen Plausch, war volksnah. Das kam an. Wie auch das Training. Ein paar Tai-Chi-ähnliche Dehnübungen der Profis. Dann stand ausschließlich der Ball im Mittelpunkt. Erst Fußjonglage, das Leder musste in der Luft bleiben. Spiele mit ""Sechs gegen Sechs"" und ""Elf gegen Elf"" folgten. Zur besseren Orientierung für die Profis bei der Raumdeckung hatte der 53-Jährige neue Linien auf den Trainingsrasen spritzen lassen. ""Eine Hilfe für das Verschieben"", erklärte Röber. Der Trainer war mal an der Außenlinie, mal mittendrin. Und immer engagiert. Als Dirigent des BVB-Orchesters, das zuletzt beim Spielen kaum noch einen richtigen Ton getroffen hatte, winkte er rege mit den Armen, gab gleich klare und unüberhörbare Ansagen. In Spielunterbrechungen nahm er sich die Profis beiseite, erklärte viel und ausführlich. So kamen eineinhalb Stunden unterhaltsames und lehrreiches Training für die Profis und für die Fans zusammen. Letztere blieben bis zum Ende, trotz des Regens. Schließlich lockte noch ein Röber-Autogramm. Ab heute beginnt dann der Ernst der Vorbereitung auf die Rückrunde, nach der sich der BVB im Mai für den UEFA-Pokal qualifiziert haben soll. ""Druck ist immer da, der Spaß muss kommen"", sagte Röber gestern. Das könnte schwierig werden. Täglich wird zwei Mal trainiert, die erste Einheit beginnt um 9.30 Uhr und damit eine halbe Stunde früher als bei Bert van Marwijk. Extra-Schichten im Kraftraum sind ab 8.30 Uhr vorgesehen. Da bietet der für heute um 9.15 Uhr angesetzte Laktat-Lauftest, mit dem Ausdauerfähigkeit und Fitnesszustand der Profis gemessen werden, noch Gelegenheit zum Ausschlafen. ""Ich hoffe, dass die Spieler was getan haben"", sagte Röber. Und war optimistisch: ""Beim Jahreswechsel hat sich jeder vorgenommen, die Situation zu verbessern.""