´Ohne Holland ham wir wieder Spaß´

Der erste Kontakt: Wohlmeinender Applaus von den Fans. Ein breites, herzliches Lächeln von Jürgen Röber. Der neue BVB-Trainer zieht den Hut, der eine Baseballkappe ist, vor Borussias geschundenen Anhängern. ""Mann, seid Ihr viele!"", ruft er erstaunt Richtung Tribüne. ""Unter van Marwijk sind zuletzt noch 20 gekommen"", gibt einer zurück. Ein neues Jahr. Eine neue Zeitrechnung bei Schwarzgelb. Von Frank Fligge Die erste Erkenntnis: Der BVB hat wieder einen Trainer, der zum Lachen nicht in den Keller geht. Der nicht auf Distanz macht, sondern Nähe sucht. Noch bevor er erstmals ins Training eingreift, schreitet der Neue die Fanfront ab, posiert für Handyfotos. Rund 1000 Neugierige sind gekommen. So viele waren noch nie in Brackel. Röber bricht Eis. Macht Scherze. Auch im verbalen Schlagabtausch mit den Medien, die das Trainingsgelände in Brackel förmlich belagern. ""Wie lange trainiert Ihr denn heute?"", will ein Journalist vor Dienstbeginn wissen. ""Ooch, so drei Stunden"", gibt Röber zurück. Ganz so lange müssen sich die Kicker dann doch nicht den Weihnachtsspeck von den Hüften wackeln. Regelmäßige Trainingskiebitze machen aber auf Anhieb Znderungen aus. ""Das wirkt alles viel flotter. Die bewegen sich ja richtig"", staunt Michael Quick (39). Applaus, als einige Spieler direkt vor den Zuschauern Liegestütze drücken müssen. Gelächter auf den Rängen. ""Ohne Holland ham wir wieder Spaß"", summt ein Fan. Röber schmunzelt - und wird sogleich mit der Realität konfrontiert. ""Gegen die Bayern wollen wir aber was sehen"", fordert ein Reinrufer. ""Klar"", sagt Röber, ""Aachen hat die doch auch gepackt."" Die Geschäftsbedingungen sind ausgehandelt. Überhaupt: Röber hat das Heft gleich fest in der Hand. Ein kleines, schwarzes Notizbuch. Die Fans hätten ihm gestern gerne das eine oder andere hinein geschrieben. Vor allem dies: ""Feuer muss er den Jungs machen!"", sagt Armin Thomezek (46) aus Hamm. ""Dass die endlich ma widda Gas geben. Wennïse dann verlierïn sacht ja keiner was. Die Frage isï immer, wie man verliert."" Bert van Marwijk, so scheintïs, weinen hier wenige eine Träne hinterher. Siegfried Flöter (62) hätte ihm ""die Koffer sogar persönlich über die Grenze getragen"". Und selbst Borussias Alt-Internationaler Hoppy Kurrat, zu aktiven Zeiten einer, der stets den Rasen umgegraben hat, urteilt: ""Die letzten Heimspiele - das ging doch gar nicht mehr. Da ich ja gedacht, ich werdï blind."" Auf dem Platz hat derweil die Arbeit mit Spielgerät begonnen. Es wird viel gelacht. ""Schön, dass Jürgen Röber so gut ankommt"", sagt Josef Schneck - und lächelt in sich hinein. Borussias Pressesprecher hat viel erlebt in den letzten Jahren. Er weiß: Nur wer auch nach 90 Minuten noch lacht, lacht wirklich gesund.