´Valdez: Ich habe alle enttäuscht´
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""Frustrierter als ich kann ein Stürmer nicht sein."" So fasst Nelson Valdez seine persönliche Vorrunde zusammen. Spiele? 16. Tore? Keine. Seinen einzigen Treffer in der Hinserie erzielte der Angreifer aus Paraguay in der ersten Runde des DFB-Pokals. Gegen Thannhausen. Eigentlich sollte dem 23-Jährigen beim BVB der große Durchbruch gelingen. Nun heißt seine Hoffnung Jürgen Röber. Vielleicht sollte Jürgen Röber, nassgeschwitzt, jetzt besser in die Kabine laufen. Wie seine Spieler, die nach 90 Minuten Training bereits flüchten vor Regen und starkem Wind. Doch der Trainer kehrt seiner Truppe den Rücken und rennt an einem seiner ersten Arbeitstage in Dortmund auf einen Nebenplatz, wo jemand mit dicker Mütze dem Wetter trotzt und immer wieder im Slalom durch einen Stangen-Parcours sprintet. Es ist Nelson Valdez, noch gehandicapt durch eine Innenbandverletzung. Röber belohnt den Eifer mit einem kräftigen Händedruck. Es wirkt herzlich. Und Valdez wirkt überrascht. Gut möglich, dass Jürgen Röber, dieser ehrgeizige Muntermacher, genau die Art Trainer ist, die der Stürmer aus Paraguay jetzt braucht. ""Ich habe Nelson über Jahre in Bremen beobachtet"", sagt Röber, ""ich kenne seine Qualitäten und weiß, wie er Fußball arbeitet. Am meisten stört ihn das doch selbst, dass er in Dortmund noch nicht gezündet hat."" Er wolle helfen, kündigt Röber an, ""ich will ihn besser machen"". Nun könnte man einwenden, dass es viel schlechter auch nicht mehr geht. Das wäre nicht mal böse. Valdez sieht es selbst so. Kein einziges Tor hat er für den BVB in der Bundesliga geschossen, der eine Pflichtspieltreffer im Pokal gegen Thannhausen tröstet nicht. ""Frustrierter als ich"", sagt Valdez, ""kann ein Stürmer nicht sein. Ich habe alle enttäuscht. Die Fans. Den Verein. Mich selbst."" Immerhin: Zum Teil ist die Rechnung aufgegangen. Er wollte weg aus Bremen, weil er von der Joker-Rolle genug hatte. In Dortmund wurde er Stammspieler, zwölfmal stand er in der Startelf. Doch als Durchbruch mag er das nicht betrachten, ""als Stürmer musst du dich an Toren messen lassen. In Bremen wollte ich unbedingt spielen. In Dortmund spiele ich. Jetzt will ich unbedingt Tore schießen."" Unbedingt. Er meint das ernst. In ihm brodelt es. ""Ich will und muss den Leuten endlich zeigen, warum man mich geholt hat."" 15 Tore, das war sein Versprechen für die erste Saison in Dortmund, und TV-Experten wie der Ex-Schalker Youri Mulder trauten ihm das auch zu: ""Der explodiert in Dortmund."" Doch der große Knall blieb aus. Im Gegenteil. Es knistert zwischen ihm und dem schwarz-gelben Anhang, den Valdez ""die Leute"" nennt. Irgendwann in dieser Hinrunde wurde die gigantische schwarz-gelbe Wand im Signal-Iduna-Park, voll mit diesen Leuten, für ihn zum Problem. Valdez: ""Ich habe gemerkt, dass mir plötzlich das Selbstvertrauen fehlte, ich bin kaum mehr ins Risiko gegangen. Ich hatte Angst vor den Pfiffen. Manchmal hatte ich mehr Angst vor den Fans als vor dem Gegner."" Aufgeben will er nicht. Er will es schaffen, diese Leute möglichst bald im Rücken zu haben. ""Dann, da bin ich mir absolut sicher, läuft es in diesem Stadion fast von alleine."" Das Versprechen mit den 15 Toren, ""das war große Klappe, das passiert mir nicht mehr"". In der Tat ist er sehr sachlich geworden. Dabei könnte er einige Gründe anführen, die mitverantwortlich sind für die unbefriedigende Situation. Er kam verletzt von der WM. ""Keine Ausrede"", sagt Valdez, ""wenn man aufgestellt wird, muss es gehen."" Er musste oft in einem Drei-Spitzen-System links oder rechts an der Außenlinie spielen, wo er seine Kopfballstärke nun wirklich nicht einbringen kann. ""Auch kein Argument"", sagt er, ""anfangs haben wir mit zwei Spitzen gespielt, doch ich habe nicht getroffen."" Er kam aus Bremen, wo die Stürmer traditionell von starken Spielmachern bedient werden. ""Nein"", wiegelt er ab, ""ohne Spielmacher haben meine Sturmkollegen Frei und Smolarek trotzdem ihre Tore gemacht."" Was also tun? ""Ich muss das mit der Nase machen"", sagt er. Nase? ""Ja. Wie sagen die Deutschen? Ich muss mir an die eigene Nase packen."" An Rückendeckung aus dem Verein fehlt es nicht. ""Natürlich ist seine Quote nicht zufriedenstellend, aber er wurde auch immer von Verletzungen zurückgeworfen"", sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc, ""Nelson ist noch ein junger Spieler, ich bin felsenfest überzeugt, dass er in der Rückrunde richtig Fahrt aufnimmt."" Junger Spieler? Das kennt Valdez aus Bremen, wo sich Manager Klaus Allofs, früher ein Weltklasse-Stürmer, nicht wundert über die Flaute seines Ex-Schützlings, den er immerhin für 4,5 Millionen Euro nach Dortmund verkaufte. ""Nelson ist ein hochveranlagter Stürmer, der bei uns lange akzeptiert hat, dass er noch dazulernen muss. Dann kam das Stadium, wo er glaubte, woanders schon eine Stammkraft sein zu können. Wir sahen das anders."" Allofs fühlt sich bestätigt. Valdez nimmt das so hin, vielleicht müsse man die erste Saison in Dortmund als weiteres Lehrjahr einordnen. Dass nun in Bremen die Stürmer munter durchgewechselt werden, registriert er. ""Manchmal denkt man: Würde ich dort auch spielen? Aber ich bin selbstbewusst genug, mich beim BVB durchzusetzen. Der Wechsel war kein Fehler."" Zorc erwartet, dass die Rückkehr zum 4-4-2-System Valdez hilft, denn: ""Das kennt er aus Bremen. Und für dieses System haben wir ihn schließlich auch geholt."" Doch zunächst sieht sich der Null-Tore-Mann im Nachteil. ""Frei und Smolarek haben geknipst, deshalb würden sie bei jedem Trainer einen Bonus haben"", meint Valdez, ""wer Tore schießt, ist ein Held. Alle im Stadion sehen lieber die Helden."" Er schweigt. Und schiebt energisch nach: ""Aber ich werde nicht nachlassen, alles zu geben, um für die Leute auch ein Held zu werden.""