´Zu wenig Anerkennung für Smolarek´

Christian Wörns hat noch kein Vorbereitungsspiel bestritten, hat wenig trainiert und bangt um seinen Einsatz beim Rückrunden-Auftakt gegen Bayern München. ""So viele Spritzen wie in der letzten Woche habe ich noch nie gekriegt"", sagte Borussia Dortmunds Kapitän über seine jüngste Bandscheibenverletzung. Im Gespräch mit der WR blickt er auf die Hinrunde zurück, er legt sich für Ebi Smolarek ins Zeug und äußert sich zum Trainerwechsel. Was macht Jürgen Röber anders als Bert van Marwijk? Die Spieler wirkten in den Tagen von Marbella deutlich lockerer als in den letzten Saisonwochen. Christian Wörns: Ich fand die Stimmung innerhalb der Mannschaft nie schlecht. Dass auch wir zuletzt über den sportlichen Werdegang unglücklich waren, ist doch normal. Im Moment ist es ruhig. Aber wenn die Ergebnisse nicht stimmen, fängt alles von vorn an. Röber setzt andere Trainingsinhalte und Schwerpunkte. Können Sie die Unterschiede erklären? Im konditionellen Bereich haben wir in der Vergangenheit nicht viel falsch gemacht. Das bestätigen die guten Werte des Laktat-Tests. Unter Röber machen wir mehr langsame und längere Läufe. Bei Egid Kiesouw waren sie kürzer und intensiver. So wie sie es auch bei Real Madrid oder Arsenal London machen. Der eine Trainer hat diese Philosophie, der andere jene. Letztlich führen viele Wege nach Rom. Ist die Kommunikation heute intensiver als vorher mit van Marwijk? Das Gefühl habe ich. Jürgen Röber nimmt den einen oder anderen Spieler zur Seite und zieht ihn ins Vertrauen, obwohl auch van Marwijk viele Einzelgespräche geführt hat. Das hat man nur nicht mitbekommen, weil sie meist in seiner Kabine stattgefunden haben. Wo müssen Jürgen Röber und die Mannschaft die Hebel ansetzen, damit Borussia in den Heimspielen zu früherer Stärke zurückfindet? Wir brauchen gute Resultate, dann kommen Selbstvertrauen und Sicherheit zurück. Doch so einfach ist das alles nicht. Die Mannschaft hat immer gewollt, gebissen und gekämpft. Das war jedenfalls mein Eindruck. Viele sind mit der Drucksituation und der Unzufriedenheit der Zuschauer nicht fertig geworden. Wir haben viele gute Fußballer. Aber es hat die Leichtigkeit des Seins gefehlt. Dem einen oder anderen hat man angemerkt, dass er mental ein bisschen angeschlagen war. Werden die über 70 000 Zuschauer im Signal Iduna Park, über die den BVB die ganze Bundesliga beneidet, demnach zum Problem? Du spürst auf dem Platz natürlich die frühe Unruhe auf den Tribünen. Spieler, die nicht so gefestigt sind, bauen ab und trauen sich nichts mehr zu. Die Gegner haben das schnell gemerkt und sich taktisch entsprechend verhalten. Da hat sich dann eine Eigendynamik entwickelt. Zum Rückrundenauftakt kommt jetzt ausgerechnet der FC Bayern nach Dortmund... Es ist natürlich immer schön, wenn man einen guten Start erwischt. Doch das Duell mit dem FC Bayern ist nur eines von noch 17 Spielen in dieser Saison. Wenn es schief gehen sollte, darf man jedenfalls nicht in Panik verfallen und wieder den Teufel an die Wand malen. Röber favorisiert die 4-4-2-Strategie. Sehen Sie im Systemwechsel den Schlüssel zu neuem Erfolg? Van Marwijk hat es ja zu Saisonbeginn auch praktiziert und nur umgestellt, weil wir wenig Präsenz im gegnerischen Strafraum hatten. Dazu hat Ebi Smolarek, nachdem er zuvor auf der Bank gesessen hatte, gut gespielt. Den konnte man schlecht wieder herausnehmen. Ein solcher Härtefall droht jetzt wieder. Smolarek hat geklagt, dass er sich wie das fünfte Rad am Wagen fühlt... Es ist schade, dass Ebi einen so geringen Stellenwert genießt, obwohl er regelmäßig Tore geschossen, viele vorbereitet und unheimlich viel für die Mannschaft gearbeitet hat. Dafür kriegt er zu wenig Anerkennung. Das tut mir Leid für Ebi. Dass er mit dieser Situation nicht glücklich ist, kann ich gut nachvollziehen. Ich würde genau so reagieren. Wie beurteilen sie die Entwicklung der jungen Spieler? Marc Kruska hat eine gute Vorrunde gespielt. Nuri Sahin, der noch in der A-Jugend spielen könnte, ist aus einem Tief gekrabbelt. Wenn man den Weg mit Talenten geht, muss man in Kauf nehmen, dass sie nicht konstant spielen. Das ist in dem Alter ganz normal. Martin Amedick war unser zweikampfstärkster Spieler. Das sagt alles über seine Leistung. Glauben Sie, dass der BVB sein Saisonziel noch erreichen kann? Es wird nicht einfach, und wir dürfen uns nicht mehr viel erlauben. Wir müssen die Auswärtsbilanz bestätigen und von den sieben Heimspielen das eine oder andere gewinnen. Dann schaffen wir es. Die Qualität haben wir.