´Frei: Wir haben vieles wieder gutgemacht´

Nur 40 Tage lagen zwischen diesen beiden Bildern: Hier wütende Fans, die die Mannschaft beim 1:2 gegen Bayer gnadenlos auspfiffen und sogar verhöhnten, dort enthusiastische Anhänger, die einen 3:2-Erfolg gegen Bayern wie eine Meisterschaft zelebrierten. Genau genommen waren es gar keine 40 Tage, sondern exakt 93 Spielminuten, die für einen Stimmungsumschwung sorgten. ""Oh, wie ist es schön!"", donnerte es durch den Signal Iduna Park und unterstrich einmal mehr die im Fußball unglaublich schnelle Vergänglichkeit von Erfolg und eben auch Misserfolg. ""Ich bin ein positiv denkender Mannschaft und habe immer an die Mannschaft und an den Verein geglaubt"", sagte Matchwinner Alex Frei: ""Mit dem Spiel haben wir vieles wieder gutgemacht!"" ""Elf Röbers müsst Ihr sein"", hatte die Westfälische Rundschau vor dem Spiel getitelt. Treffender hätte man es nicht ausdrücken können. Die Attribute, für die Jürgen Röber steht, und die der neue Trainer seit dem 4. Januar zu vermitteln versucht - Leidenschaft, Emotionen und Mut - sah man endlich auf dem Rasen. Bei Schneeregen und Minusgraden habe er auf der Tribüne ""diesmal nicht gefroren"", betonte Präsident Dr. Reinhard Rauball, ganz anders als bei manchen unterkühlten Vorstellungen der Mannschaft im meteorologisch milden Herbst: ""Sie hat so gespielt, dass einem warm ums Herz werden konnte. Sie hat spielerisch und kämpferisch alles gegeben, war vom Trainer taktisch sauber eingestellt. Für Jürgen Röber war es ein Einstand nach Maß!"" Tabellensituation: Der BVB verbesserte sich vom neunten auf den achten Rang. Nach Berlins spätem 2:1-Sieg gegen Wolfsburg bleibt es aber beim Fünf-Punkte-Rückstand auf einen UEFA-Cup-Rang. Der UI-Cup ist, abhängig von Leverkusens Abschneiden am heutigen Sonntag in Aachen, einen oder drei Zähler entfernt. Statistik zum Spiel: Die Bayern waren über 90 Minuten optisch überlegen. Aus BVB-Sicht wurden gezählt: 12:13 Torschüsse, 4:5 Eckern, 47 Prozent gewonnene Zweikämpfe und nur 43 Prozent Ballbesitz. Frei feuerte am häufigsten aufs Bayern-Tor (vier Schüsse), Dede gab die meisten Torschussvorlagen (vier) und hatte beim BVB auch die meisten Ballkontakte (70). Kruska war mit einer Quote von 61% zweikampfstärkster Borusse. Stimmen & Hintergründe: Die harte Schufterei im Training und im Trainingslager trägt Früchte. ""Wir haben in den letzten drei Wochen richtig Gas geben, damit wir die drei Bayern-Punkte hier behalten"", sagte Roman Weidenfeller nach dem hart umkämpften Sieg. In der Schlussphase waren die Borussen zu zwölft, das an diesem Abend phänomenale Publikum hatte ihr die ""zweite Luft"" (Kringe) gegeben. In dieser Phase wuchsen Kruska, Tinga und Kringe über sich hinaus. Nur zwischen der 25. und der 45. Minute war der BVB den Bayern deutlich unterlegen, verfiel in der Phase zwischen dem 1:1 und dem 1:2 in den Trott der Hinserie: Borussia reagierte, statt zu agieren, wirkte verunsichert und leistete sich grobe Schnitzer in der Defensive. Was er zur Halbzeitpause gedacht habe, wollte Dr. Rauball ""nicht verraten"". Röber wird hier die richtigen Worte gefunden haben. Denn der BVB fand eindrucksvoll zurück ins Spiel und geriet nicht mehr ernsthaft in Bedrängnis. ""Gegen die Bayern ein Spiel zu drehen, war eine großartige Mannschaftsleistung"", betonte Martin Amedick. Und Alex Frei ergänzte: ""Wir haben gezeigt, dass wir kämpfen und einen Rückstand wettmachen können."" Mit Röber scheint auch das Glück zurück gekommen zu sein: In der zweiten Halbzeit wurden gleich die beiden ersten Torchancen verwandelt: durch Frei zum 2:2 und nur 100 Sekunden später durch Tinga zum 3:2. ""Man braucht manchmal Glücksmomente"", sagte Weidenfeller: ""Alex hat zwei Chancen und nutzt diese auch."" Mit dem Trainerwechsel, bestätigte der Torwart, sei ein ""Ruck durch die Mannschaft"" gegangen. Und ""das Spiel über Außen"", ergänzte Amedick, ""hat gefruchtet."" Wobei dies keine neue Errungenschaft ist. Auch unter Bert van Marwijk bereitete der BVB seine Tore überwiegend über die Flügel vor und steigerte die Quote nun auf 83 Prozent! Dennoch stellte Dede fest: ""Ich habe wieder Spaß, nach vorne zu gehen. Hinten habe ich Leute, die mich absichern."" Der Brasilianer bereitete mit Flankenläufen das erste und das zweite Tor vor. ""Es ist die gleiche Mannschaft, aber wir haben jetzt kein Theater mehr und können in Ruhe spielen"", so Dede auf die Frage, was sich zwischen den Spielen gegen Leverkusen und München geändert habe. Den vielleicht wichtigsten Punkt stellte Präsident Dr. Rauball heraus: ""Das viel gescholtene Mittelfeld hat gegen die Bayern prima gespielt."" Es waren halt nicht nur ""elf Röbers"" auf dem Platz, sondern man sah endlich mal eine Elf ohne Ausfälle. Rauball: ""Da ist keiner abgefallen.""