Werbung mit Betandwin - Unruhe vor Saisonstart

Landesminister halten den privaten Wettanbieter für illegal und fordern Werder Bremen und 1860 München auf, das Sponsorlogo vom Trikot zu entfernen Die Furcht vor Repressalien führt zum beschleunigten Rückzug. Wenn die Fußballsaison am Samstag offiziell mit dem Ligapokal eröffnet wird, sucht man den Namen des größten Geldgebers der Veranstaltung vergeblich: Hauptsponsor Betandwin darf weder auf den Banden noch auf den Trikots der Protagonisten werben. Dabei pumpt das Unternehmen mit dem Rattenschwanznamen BetandWin.com Interactive Entertainment AG einige Millionen Euro in die allenfalls durch die monetäre Entlohnung bei den Klubs akzeptierte Veranstaltung. Die Investition könnte wirkungslos bleiben - wie so häufig der Einsatz der Betandwin-Kunden. In der Sommerpause ist ein handfester Streit entbrannt über die Legalität des privaten Wettanbieters, der neben dem Turnier um den Ligapokal auch beim Meisterschaftszweiten Werder Bremen sowie beim Zweitligaklub 1860 München als Hauptsponsor auftritt. Zudem hat die österreichische Gesellschaft mit Sitz in Wien und Gibraltar sowie einer Niederlassung im sächsischen Neugersdorf Verträge als Co-Sponsor mit dem VfL Wolfsburg, dem VfB Stuttgart und dem SC Freiburg geschlossen. Doch was der Verbesserung des Images der Firma dienen sollte, könnte nun zum Eigentor für die Liga und die Klubs werden. Bereits unter der Woche hatte 1860 München eine Unterlassungsverfügung erhalten. Der Zweitligaklub dürfe nicht mehr für Betandwin werben und solle den Namen des Sponsors von den Trikots entfernen. Bei Zuwiderhandlungen drohe ein Zwangsgeld von 50 000 Euro. Der in München ansässige TV-Sender DSF erhielt ähnliche Drohungen und erwägt nun den Umzug in ein anderes Bundesland. Bei ihrem strengen Vorgehen beruft sich die Bayerische Landesregierung auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 28. März 2006. Darin hatten die Richter das staatliche Monopol für Sportwetten als zulässig erklärt, aber an strenge Vorgaben zum Kampf gegen Spielsucht geknüpft. Die staatliche Oddset-Sportwette mußte hernach ihre Werbepraktiken zurückschrauben und verschenkte etwa ihre Reklameflächen während der Weltmeisterschaft an die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer. Von derartigem Samaritertum will der Konkurrent nichts wissen. Laut BVerfG-Urteil ist zwar das ""gewerbliche Veranstalten von Wetten durch private Wettunternehmen"" verboten. Aber Betandwin beruft sich auf eine Lizenz aus DDR-Zeiten und hält trotz zunehmender Gegenwehr seinen Status für Rechtens. Mehr als 50 Millionen Euro gibt der Konzern jährlich für Reklame aus. 1860 München bekommt 2,5 Millionen Euro pro Saison, Bremen gar sechs. Auf das Geld müssen die Klubs wohl nicht verzichten, weil sie ein eventuelles Verbot des Anbieters in ihren Verträgen berücksichtigt haben. Trotzdem zeigen sich die Vereine standhaft. Werder wirbt seit Mittwoch auf der Homepage und den Trikots wieder für den Hauptsponsor, und auch in den nächsten Testspielen und im Halbfinale des Ligapokals wollen die Bremer mit dem Schriftzug ""bwin"" auflaufen. Die Hanseaten beziehen sich dabei auf einen Eilantrag, den der Klub am 14. Juli beim Bremer Verwaltungsgericht einreichte und damit auf eine entsprechende Klage der Innenbehörde reagierte. ""Der Staat redet bei Wetten von Suchtprävention, läßt aber in Bremen das Spielcasino ausbauen. Das paßt nicht"", sagt Marketingchef Manfred Müller. ""Jetzt warten wir ab, wie das Urteil des Verwaltungsgerichts ausfällt. Wir sind optimistisch.""