BVB - VfL Wolfburg 3:2

[B]Erfolgreicher Start in die Rückrunde[/] Nicht ganz auf Augenhöhe begann das Duell zum Auftakt der Rückrunde zwischen den Tabellennachbarn Borussia Dortmund und VfL Wolfsburg. Beide Mannschaften waren zwar in der Vorbereitung ähnlich erfolglos. Doch nur BVB hatte alle Mann an Bord und fuhr so die wichtigen drei Punkte auf dem Weg nach oben ein, deutlicher, als der 3:2-Sieg es zahlenmäßig ausdrückt. Der neue Wolfsburger Trainer Klaus Augenthaler begann so erfolglos, wie sein Vorgänger aufhörte. Auf fünf, sechs Positionen musste er seine Mannschaft umbauen, weil die Akteure aus der ersten Garnitur verletzt oder gesperrt (Hofland) waren bzw. beim Afrika-Cup spielten (Thiam und Sarpei). Und auch noch auf den internationalen Star Andres d Allesandro hat Augenthaler verzichten müssen. ""Er hat sich beim Abschlusstraining verletzt verabschiedet, grantelt der Trainer. ""Ich habe ihn zum Arzt geschickt. Der Arzt konnte nichts finden. Vielleicht finde ich morgen beim Training etwas."" Und so waren die Wölfe ein willkommener Auftaktgegner für die Dortmunder Borussen. So genau wussten alle nicht, wo sie nach der Winterpause stehen. Wenn es so gut geht, wie es jetzt gegangen ist, sind die Ergebnisse der Vorbereitung nichts als Makulatur. Das bestätigte auch grinsend Sebastian Kehl. ""Man weiß vor dem ersten Spiel nie genau, wo man steht. Wie sind wir vor einer Woche beschimpft worden, als wir gegen Gladbach 1:4 verloren haben! Heute gewinnen wir. So ist das eben."" Zuschauerkrösus Borussia Dortmund ist allerdings durch die nur 62 500 Zuschauer gegen Wolfsburg in die Miesen gerutscht. Nackten Beton sah man dort, wo sonst die Gästefans leiden oder jubeln. Nach der Hinrunde betrug der Durchschnitt stolze 69 465 Zuschauer. Das ist unter den veranschlagten, kalkulierten 70 000. Nun ist es bei Sonnenschein und niedrigen Temperaturen noch weniger geworden. Zwei Positionen in der Dortmunder Aufstellung waren nicht ganz öffentlich. Trainer Bert van Marwijk liebt den Dialog mit den Journalisten. Sie bekommen von ihm nicht diktiert, wer auf welcher Position spielen wird. Er erwartet, dass sie sich das Training ansehen und daraus ihre Schlüsse ziehen. In der Innenverteidigung gab es die Alternative Metzelder oder Brzenska. Christoph Metzelder musste schon im Trainingslager in Kemer wegen seiner Bandscheibe und den Adduktoren eine Woche pausieren. Nun hatten sich Bundestrainer Klinsmann und Assi Löw angesagt. Klar, dass ""Metze"" in der Anfangsformation stand. Gut ging das nicht einmal die ganze erste Halbzeit. Dann musste Christoph Metzelder nach einem Ellenbogencheck von Diego Klimowicz mit Verdacht auf Nasen- und/oder Jochbeinbruch raus und ""Brenner"" kam für ihn rein. ""Seine Nase stand nicht mehr so gut, das habe ich noch gesehen,"" sagte Bert van Marwijk später. Der langen Krankengeschichte des Christoph Metzelder wird nun eine eine neue Seite hinzugefügt. Die andere fragliche Position war vorne links. Salvatore Gambino aus Schwerte hatte die Nase vorn und spielte bis eine Minute vor Schluss. Dann erst kam Delron Buckley. Ein taktischer Wechsel, um Zeit zu schinden. Denn Schiri Dr. Helmut Fleischer wollte und wollte nicht abpfeifen, warum auch immer. [B]Zum Spiel:[/B] Schon in der vierten Minute jubelte der Dortmunder Anhang. Nuri Sahin hatte an den Ball an Jentzsch vorbei über die Linie gedrückt. Abseits, meinten die Spielleiter. Ins Abseits geschubst, meinten die Fans. Was solls? Die Fans dürfen zahlen, bestimmen aber nicht. Wolfsburg beeindruckte schon in der Anfangsphase mit den körperlich präsenten Angreifern Mike Hanke und Diego Klimowicz. Hanke erhielt über die ganze Spielzeit akustisch seine blau-weiße Vergangenheit durch Pfiffe vorgehalten und nachgetragen. Doch davon unbeeindruckt zog er nach einem Steilpass von Juan Carlos Menseguez an Metzelder vorbei und netzte ein. Dabei sah der Dortmunder alles andere als gut aus, und Hanke nutzte die Gunst der Stunde zu einem Jubler-Tänzchen vor Süd. Es was der erste richtige Wölfe-Angriff, und schon war der Ball drin. So ist Fußball! Was für Christoph Metzelder unter den prüfenden Augen des Bundestrainers nicht optimal verlief, erkämpfte sich Oldie Christian Wörns. Er hatte nichts zu verlieren, lieferte sich mit Mike Hanke rassige Duelle, in denen er meist Sieger blieb. Einen Stürmer wie Hanke 90 Minuten bedeutungslos zu stellen, ist eh nicht möglich. Christian Wörns war aber nun auch immer öfter im Angriff zu finden. Und sein Schuss war es auch, den der erfahrene Stefan Schnoor auf der Torlinie nur noch berühren, aber nicht abwehren konnte. Von seinem Bein trudelte der Ball hinter die Torlinie. Freuen konnten sich darüber nur die Dortmunder Borussen. Stefan Schnoor spuckte noch nach dem Spiel: ""Unser Torwart musste bis dahin nicht einen Ball halten, und die führen 2:1. Die Tore waren schon kurios."" So war der Ausgleich für den BVB Teamarbeit zweier Oldies: ein halbes Tor für den BVB-Innenverteidiger Wörns und ein halbes Tor für den Wolfsburger Abwehrrecken. Auch so ist Fußball. Christian Wörns verbuchte als zweikampfstärkster Spieler 78 Prozent der Zweikämpfe für sich. Nur wenig stand ihm Stefan Schnoor mit 71 Prozent erfolgreich gestalteter Zweikämpfe nach. So wie ich den Laden kenne, hat das Jürgen Klinsmann wohl kaum beeindruckt. Ob Wörns zur WM 2006 berufen wird oder nicht, wird er wohl aus dem Bauch entscheiden. Tomas Rosicky tat nun das, was man schon so oft von ihm erwartet hatte. Er machte das Spiel, er trieb an. Einen Querschläger im Wolfsburger Strafraum erlief sich der fleißige Ebi Smolarek und überlistete nach einer halben Stunde mit einem Heber Simon Jentzsch. Dortmund führte 2:1. Zu Beginn der zweiten Hälfte drückten die Borussen eindrucksvoll aber wenig erfolgreich. Ebi köpfte an die Latte, verzog den Nachschuss. Auch Tomas Rosicky hatte mit einem Schuss aus 14 Metern kein Glück. In der Nationalmannschaft wäre der reingegangen. Doch dann blühte der kleine Salvatore Gambino auf. Er konnte den Ball in Zwergenbrusthöhe annehmen und unbedrängt mit dem Außenrist neben den rechten Pfosten ins Tor schlenzen. Das konnte, das musste es gewesen sein. Dachten wohl auch die BVB-Spieler. Ausgerechnet Markus Brzenska unterschätzte einen weiten Abschlag von Jentzsch, Unsicherheit, Klimowicz hob den Ball über den überraschten Weidenfeller. Anschlusstreffer zum 3:2. Es hätte so schön sein können. Nun musste wieder gezittert werden und zwar bis zum Schluss. Zwar wollte Helmut Fleischer immer weiter spielen lassen, aber die Fans ermahnten ihn lautstark und nachdrücklich, dass die Partie gelaufen, der Drops gelutscht war. Der Hauptstadtverein mit dem Weibernamen ist nur noch drei Punkte vor uns auf einem UEFA-Cup-Platz. Die Mannschaft von Bert van Marwijk zeigte wieder einmal beide Seiten einer Medaille. Sie kann zuweilen tollen Fußball spielen und erfolgreich sein. Aber sie macht auch Fehler. Gegen Wolfsburg sprachen nicht nur 4:1 Ecken und 16:12 Torschüsse für den BVB. Rosicky schoss fünfmal aufs Tor, Klimowicz dreimal. Dede hatte mit Abstand die meisten Ballkontakte (99) nach dem Wolfsburger Alex (60). Im übrigen verzeichnete der BVB 57 Prozent Ballkontakte gegenüber 43 der Wolfsburger. Das alles sind beeindruckende Zahlen, führwahr. Gut gegangen, vorbei. Weiter geht es am nächsten Wochenende. In der Turnhalle. Westlich von Herne. [B]Stimmen zum Spiel:[/B] Tomas Rosicky: ""Wir haben verdient gewonnen. Aber wir machen unnötige Fehler, auch gleich zwei. Das Spiel konnte viel leichter für uns sein. Wir haben jetzt gut begonnen. Ich will versuchen, Dortmund wieder ins internationale Geschäft zu bringen. Wir wollen versuchen, in den UEFA-Cup zu kommen."" Klaus Augenthaler: ""Es ist schade, dass meine junge Mannschaft nach aufopferungsvollem Kampf hier nicht wenigstens einen Punkt geholt hat. Wir haben mit der ersten guten Aktion das 1:0 gemacht. Wir haben dann das Pech gehabt, dass wir den Ausgleich und die 2:1 Führung von Dortmund hinnehmen mussten, die etwas glücklich gefallen ist. Beim 3:1 haben wir etwas geschlafen, da hat sich einer auf den anderen verlassen. Erst nach dem 3:2 haben wir wieder mehr an uns geglaubt. Da waren wir näher am Mann, haben die Zweikämpfe gewonnen. Mit etwas Glück geht der Ball nicht an die Latte, sondern ins Tor zum 3:3. Der Einsatz, den ich verlangt habe, hat gestimmt. Dass eine gewisse Unsicherheit da war, ist normal. Fünf, sechs Spieler waren ja nicht dabei: verletzungsbedingt, gesperrt bzw. beim Afrika-Cup. Der Einsatz war ok. Darauf kann man aufbauen. Wir werden noch die nötigen Punkte holen."" Bert van Marwijk: ""Wir haben es uns heute selbst sehr schwierig gemacht. Wir haben gut angefangen, hätten schon 1:0 führen müssen. Und schenken dem Gegner ein Tor. Kompliment an die Mannschaft, dass sie so gut zurück gekommen ist und so schnell. 2:1 geführt hat, viele Chancen herausgespielt, mehr als einmal an den Pfosten geschossen und an die Latte. Wir schießen das 3:1 und denken, jetzt ist es geschafft. Wir geben wieder ein Tor weg. Und dann wird es noch spannend. Es konnte gut sein, dass Wolfsburg noch das 3:3 schießt. Insgesamt war aber unser Sieg verdient. Die Mannschaft hat gut gekämpft und teilweise auch gut gespielt. Schade, dass wir zwei Tor weggegeben haben. Man kann Tomas Rosicky ein wenig vergleichen mit Makay bei Bayern. Der hatte auch eine Zeit, wo das nicht klappte mit dem Toreschießen. Tomas ist ein Weltklassespieler. Er hat immer mein Vertrauen gehabt. Das weiß er auch. Er fühlt sich wohl und spielt immer besser. Ich bin froh, dass er heute so gut gespielt hat.""´"""""