Absurdistan im BVB-Tor

"Es ist nicht lange her, da benutzten notorische Schulterklopfer Roman Weidenfeller (27) wie einen staubigen Teppich. Getätschelt wurde aus allen Richtungen - überall Verständnis für jene Gehaltserhöhung auf knapp zwei Mio. Euro, die seine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2009 in Dortmund erst ermöglichte. Weidenfeller war vom Fachmagazin Kicker zweimal in Serie (Notenschnitt 2,58 in der Saison 2004/2005, 2,65 anno 2005/2006) zum besten deutschen Torhüter gewählt worden. Es schien nur eine Frage der Zeit bis zu seiner Berufung ins Nationalteam. Nicht einmal zwei Jahre sind seitdem vergangen - und die Situation hat sich geändert. Grundlegend. Weidenfeller pariert seit Jahresbeginn nicht mehr auf herausragendem, sondern auf gutem Niveau (""Bei mir fallen normale Leistungen sofort auf, weil jeder erwartet, dass ich Spiele im Alleingang gewinne). Er hat zusehen müssen, wie Bundestrainer Joachim Löw ihm Jungstars wie Ren, Adler (Leverkusen) und Schalkes Manuel Neuer vorzieht (""Sie sollen unsere Zukunft sein""). Er wurde vom Verband für drei Spiele gesperrt, obwohl eine rassistische Beleidigung des Schalker Stürmers Gerald Asamoah (""Schwarzes Schwein"") nie bewiesen werden konnte. Zu allem Überfluss hat Weidenfeller nun eine ausschließlich ergebnisorientierte Diskussion darüber am Hals, ob er überhaupt die Nummer 1 beim BVB sein darf. Während besagter Sperre hatte sein Ersatzmann Marc Ziegler (31) mit dem BVB nämlich drei Siege in Serie eingefahren und kein Gegentor kassiert. Weidenfeller kommt nach dem 2:3 in Berlin zwar ebenfalls auf drei Partien - aber auch auf drei Pleiten und zehn Gegentore. Ausgeblendet werden allerdings die relativen Daten: Ihnen zufolge musste Ziegler gegen Cottbus, Rostock und Bremen ""nur"" sieben Schüsse parieren und fünf Torchancen vereiteln - Weidenfeller wurde gegen Duisburg, Schalke und Berlin mehr als dreimal so oft geprüft und vereitelte elf Top-Chancen des Gegners. ""Ich kann diese Diskussion nicht mehr hören"", sagt Trainer Thomas Doll deshalb: ""Das ist Quatsch, Unfug. Roman ist die Nummer 1."" Weidenfeller selbst sagt nur, dass er nichts sagen will: ""Ich habe mein Handy ausgeschaltet. Das Gefrage kann ich echt nicht mehr nachvollziehen."" Beim BVB liegt Absurdistan eben längst zwischen den Pfosten."""